Neunter Artikel. Mit den Ungläubigen soll man keine Gemeinschaft halten,
a) Das Gegenteil ist leicht zu beweisen: I. 1. Kor. 10. sagt Paulus: „Wenn euch ein Ungläubiger einladet und ihr wollt gehen, so esset Alles, was euch vorgesetzt wird.“ Und Chrysostomus erklärt (hom. 25. in ep ad Hebr.): „Wer an einem Gastmahle bei Heiden teilnehmen will, dem erlauben wir ohne Zaudern hinzugehen.“ II. 1. Kor. 5. heißt es: „Was soll ich über jene urteilen, die draußen sind?“ Draußen aber sind die Ungläubigen. Da also durch ein ausdrückliches Urteil der Kirche den Gläubigen manchmal untersagt wird, mit gewissen Personen Gemeinschaft zu pflegen, so geht daraus hervor, daß mit den Ungläubigen man es thun könne. III. Die Christen können jüdische, heidnische, häretische Dienstboten halten. Mit diesen müssen sie aber, wenigstens durch das Wort des Befehlens, Gemeinschaft haben. Also. Auf der anderen Seite heißt es Deut. 7.: „Mit ihnen sollst du keinen Bund schließen und nicht dich ihrer erbarmen und nicht mit ihnen dich verheiraten;“ und zu Lev. 15. (Mulier, quae redeunte mense) sagt die Glosse: „In der Weise müssen wir vom Götzendienste fern bleiben, daß wir auch des Verkehrs und der Berührung mit Götzendienern und deren Schülern uns enthalten.“
b) Ich antworte, die Kirche untersage die Gemeinschaft mit gewissen Personen: 1. zur Strafe dieser Personen; und 2. damit sie Vorsichtsmaßregeln ergreife, um ihre Kinder zu schützen. Das deutet der Apostel an mit den Worten (1. Kor. 5.), welche seiner Exkommunikationssentenz folgen: „Wißt ihr nicht, daß wenig Sauerteig die ganze Masse verdirbt, worein er geworfen wird?“ Und von seiten der Strafe fügt er hinzu mit Rücksicht auf das Urteil der Kirche: „Urteilt nicht ihr selber, die ihr innerhalb der Kirche seid?“ In der ersten Weise nun untersagt die Kirche nicht den Verkehr mit Heiden und Juden, die nie den Glauben bekannt haben; denn sie urteilt nicht über jene, die außen stehen. Wohl jedoch können die Gläubigen zeitliche Strafen über sie verhängen, wenn sie inmitten der Gläubigen, unter denen sie wohnen, eine Schuld auf sich geladen haben. Sie straft aber durch das Verbot der Verkehrsgemeinschaft die Ketzer und Apostaten, welche von dem einmal angenommenen Glauben abfallen oder denselben verkehren. Was die zweite eben genannte Weise anbetrifft, fo müssen die näheren Umstände, der Stand, die Verhältnisse der betreffenden Personen erwogen werden. Sind Gläubige fest im Glauben, so daß aus dem Verkehre mit denselben nicht deren Verführung gefürchtet, sondern der Eintritt der Ungläubigen in die Kirche gehofft werden kann, so ist der Verkehr mit Juden und Heiden nicht zu untersagen; zumal wenn ein Bedürfnis vorliegt. Handelt es sich um einfache, wenig unterrichtete Gläubige, so ist der Verkehr mit den Ungläubigen vielmehr zu verbieten; zumal der ganz vertrauliche und wenn keine Notwendigkeit vorliegt.
c) I. Ist damit beantwortet. II. Die Gläubigen haben manchmal zeitliche Gerichtsbarkeit über Ungläubige; und da kann wegen einer begangenen Schuld diesen bisweilen der Umgang mit den Gläubigen versagt werden.III. Es ist wahrscheinlicher, der Knecht werde sich zum Glauben des Herrn bekehren wie umgekehrt. Droht aber dem Herrn eine Gefahr aus dem Verkehre mit dem Knechte, so muß er ihn entfernen, nach Matth. 18.: „Wenn dein Fuß oder deine Hand dich ärgert, haue sie ab.“ IV. Dies hat Gott damals verboten, weil die Juden zum Götzendienste hinneigten und so durch den vertraulichen fortgesetzten Verkehr Gefahr drohte; weshalb da folgt: „Denn er wird verführen deinen Sohn, daß er nicht mir folge.“
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