Fünfter Artikel. Der Mensch muß seinen Körper lieben kraft heiliger Liebe.
a) Das Gegenteil scheint klar. Denn: I. Die Menschen, welche die heilige Liebe haben, fliehen das Zusammenleben mit dem Körper, nach Röm. 7.: „Wer wird mich befreien vom Körper dieses Todes;“ und Phil. 1, 23. II. Der Körper nimmt nicht teil am seligen Anschauen, worauf die heilige Liebe gründet. III. Der Körper kann uns nicht wiederlieben; Wiederlieben aber ge hört zum Wesen der Freundschaft. Auf der anderen Seite nennt Augustin (1. de doctr. christ. 23.) vier Gegenstände der heiligen Liebe; darunter ist der Körper.
b) Ich antworte; wird unser Körper betrachtet nach seiner Natur, so ist er nicht vom bösen Princip, wie die Manichäer wollen, sondern von Gott geschaffen zum Dienste Gottes, nach Röm. 6.: „Bietet dar euere Glieder der Gerechtigkeit Gottes als Waffen;“ und danach müssen wir ihn lieben. Wird aber dieser selbe Körper betrachtet als angesteckt von der Schuld und von der Strafe, so dürfen wir ihn nicht lieben, sondern vielmehr aus heiligem Liebesverlangen dessen Entfernung wünschen.
c) I. Mit Rücksicht auf die Natur des Körpers sagt Paulus (2. Kor. 5.): „Wir wollen nicht seiner beraubt werden, sondern ein kostbareres Kleid darüber erlangen.“ Röm. 7, 24. spricht er „vom Körper dieses Todes;“ also insoweit der Körper der Strafe und Schuld unterliegt. II. Die körperlichen Werke können uns immerhin helfen, damit wir zur Seligkeit gelangen. Also aus dem Genießen der Seele in der Seligkeit fließt auch „Kraft und Gesundheit,“ nach Augustin (ep. 118.) „in den Körper;“ und so wird dieser einigermaßen teilhaft der ewigen Seligkeit. III. In der Liebe zu sich selbst findet sich überhaupt keine Gegenliebe.
