Sechster Artikel. Die Fürsorge ist ein Teil der Klugheit.
a) Dem steht entgegen: I. Klug ist ganz dasselbe wie vorsorgend, nach Isidor (10 Etymol. P.) II. Die Klugheit ist bloß auf das Thätigsein gerichtet. Die Fürsehung aber, was dasselbe ist wie Fürsorge, kann auch ein rein beschauliches Erkennen sein; ein einfaches Schauen dessen, was fern ist. III. Die Hauptthätigleit der Klugheit ist: Vorschreiben; die untergeordnete: Urteilen und Beraten. Nichts davon hat aber mit der Fürsorge etwas zu thun. Auf der anderen Seite stellen sie Makrobius und Cicero als Teil der Klugheit hin.
b) Ich antworte, die Klugheit beschäftige sich mit der gebührenden Regelung des Zweckdienlichen. Nun ist der göttlichen Fürsorge auch das Notwendige unterworfen, der menschlichen aber nur das Zufällige, was nämlich auch anders sich verhalten kann. Das Vergangene schließt zudem in sich gewissermaßen Notwendigkeit ein; denn es kann sich nicht mehr anders verhalten, und ebenso was gegenwärtig ist, denn während Sokrates sitzt, kann er nicht thatsächlich nicht sitzen. Also unterliegt das für die Zukunft Zufällige der menschlichen Zweckordnung und gehört somit zur Klugheit. Unter dem Namen Fürsorge wird nun eben diese Zweckordnung von selten des Menschen rücksichtlich des Zukünftigen verstanden. Denn Fürsorge deutet auf etwas Fernstehendes, worauf hin das Gegenwärtige bezogen werden soll. Also ist die Fürsorge ein Teil der Klugheit.
c) I. Wenn viele Elemente erfordert werden, um etwas Eines herzustellen, so ist ein bestimmtes unter diesen Elementen das hauptsächliche, woraufhin alle anderen Beziehung haben. In jeglichem Ganzen also ist ein Teil der maßgebend bestimmende, von dem alle anderen ihre Einheit haben. Und danach ist die Fürsorge der maßgebende Teil der Klugheit; denn alles Andere dient der Ordnung zum Zwecke hin. Deshalb heißt jemand, der fürsorglich ist, auch danach kurz klug. II. Die Beschaulichkeit hat zum Gegenstande das Allgemeine und Notwendige, was an sich nicht ferne steht, da es immer und überall ist; wenn wir auch nicht immer zu dessen ausreichender Kenntnis gelangen. Also Fürsorge, die im Namen selber auf das Fernstehende hinweist, ist nicht im Bereiche des Beschaulichen. III. Die zweckgemäße Ordnung schließt ein das gerade Urteil, das gute Beraten und das wirksame Vorschreiben.
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