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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 54

Zweiter Artikel. Die Nachlässigkeit ist im Gegensatze zur Klugheit.

a) Das scheint nicht: I. Nachlässigkeit fällt zusammen mit Trägheit. Die geistige Trägheit aber steht im Gegensatze zur heiligen Liebe. II. Nachlässigkeit ist dasselbe wie Unterlassungssünde. Die aber steht gegenüber vielmehr den ausführenden moralischen Tugenden, nicht der Klugheit als der leitenden. III. Der Mangel im Beraten ist die Überstürzung; der Mangel im Urteilen die Unüberlegtheit; der Mangel im Vorschreiben ist die Unbeständigkeit. Also gehört die Nachlässigkeit nicht zur Unklugheit. IV. Ekkle. 7. heißt es: „Wer Gott fürchtet, handelt nicht nachlässig.“ Also steht die Nachlässigkeit gegenüber der Furcht. Auf der anderen Seite „beobachten der unkluge und der wollüstige nicht die rechte Zeit.“ (Ekkli. 20.) Das gehört aber der Nachlässigkeit an. Also steht dieselbe im Gegensatze zur Klugheit.

b) Ich antworte, die Nachlässigkeit sei im direkten Gegensatze zur Sorgfalt. Diese aber als Akt der Vernunft gehört der Klugheit an. Also gehört der Unklugheit die Nachlässigkeit an.

c) I. Die Nachlässigkeit besteht im Mangel der inneren Thätigkeit, Wozu ja auch das Auswählen gehört. Die Trägheit gehört mehr der Ausführung an. Die geistige Trägheit aber ist eine beschwerende Trauer, welche den Geist von der Ausführung des Guten zurückhält. II. Das Unterlassen gehört zur äußeren Thätigkeit; denn es wird dann etwas unterlassen, was man hätte thun sollen. Es steht deshalb im Gegensatze zur Gerechtigkeit und ist eine Folge der inneren Nachlässigkeit; wie die Ausführung des guten Werkes eine Folge der geraden Vernunft ist. III. Die Nachlässigkeit betrifft allerdings den Akt des Vorschreibens; aber sie ist Sünde, insoweit der von der Vernunft aus bereite Wille mangelt. Die Unbeständigkeit fehlt nach dieser selben Seite; aber insoweit ein Hindernis eintritt. IV. Insoweit die Furcht den Menschen anregt zu der geregelten Thätigkeit der Vernunft, steht die Nachlässigkeit zu ihr im Gegensatze; nicht direkt und unmittelbar, sondern, weil die Furcht lehrt, die Nachlässigkeit zu meiden, wie sie dies für jede Sünde thut, nach Prov. 15.: „Kraft der Furcht Gottes Vermeidet jeder das Übel.“

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