Fünfter Artikel. Betrug gehört zur Schlauheit.
a) Dem wird widersprochen: I. Getäuscht zu werden durch den äußeren Schein ist nicht lobenswert. „Betrug aber zu leiden,“ ist nach 1. Kor. 6. lobenswert. Also gehört der Betrug nicht zur Schlauheit. II. Betrug scheint unerlaubtes Ansichnehmen oder Festhalten äußerer Güter zu sein, nach Act. 5.: „Ananias mit seiner Frau Saphira verkaufte einen Acker und betrog um den Preis desselben.“ Damit gehört aber der Betrug zur Ungerechtigkeit und nicht zur Schlauheit. III. Keiner ist schlau zu Ungunsten seiner selbst. Prov. 1. aber heißt es: „Sie sinnen auf Betrug ihren eigenen Seelen gegenüber.“ Also Betrug hat nichts zu thun mit Schlauheit. Auf der anderen Seite dient der Betrug zur Täuschung, nach Job 13.: „Wird Gott getäuscht werden wie ein Mensch durch euere Betrügereien?“
b) Ich antworte; wie die List, so besteht auch der Betrug in der Ausführung des schlau Erdachten. Der Unterschied ist nur der, daß die List zur Ausführung der Schlauheit dient im allgemeinen, sei es nämlich in Worten oder in Thaten; der Betrug aber besteht nur in Thaten.
c) I. Die Wirkung der Täuschung sollen die Gläubigen geduldig tragen; nicht will der Apostel, daß sie sich täuschen sollen im Erkennen. Das betrügerischerweise ihnen angethaene Unrecht sollen sie geduldig tragen. II. Die Ausführung des schlau Erdachten kann vermittelst einer anderen Sünde sich vollziehen; wie die Ausführung des von der Klugheit Vorgeschriebenen durch andere Tugenden geschieht. Und so kann der Betrug zur Ungerechtigkeit gehören. III. Gemäß ihrer eigenen Absicht thun die auf Trug sinnen nichts gegen sich oder ihre Seelen; aber infolge des gerechten Ratschlusses Gottes „fallen sie in die Grube, die sie anderen graben.“
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