Siebenter Artikel. Für die Zukunft soll man nicht sorgen.
a) Das Gegenteil sagt: I. Prov. 6.: „Gehe zur Ameise, Fauler, und betrachte deren Wege und lerne Weisheit; sie hat keinen Führer und keinen Lehrer und bereitet im Sommer Speise für sich und sammelt an in der Ernte, was sie esse.“ II. Die Klugheit ist vorzugsweise Fürsorge für die Zukunft. III. Christus selber hat nach Joh. 12. einen Beutel gehabt, um darin Geld für die Zukunft aufzubewahren; und Judas trug ihn. Auch bewahrten die Apostel (Act. 4.) den Preis für die Äcker auf. Auf der anderen Seite sagt der Herr: „Sorget nicht für den folgenden Tag,“ d. h. für die Zukunft.
b) Ich antworte, jedes menschliche Werk müsse von den gebührenden Umständen begleitet sein, worunter sich findet: die gebührende Zeit. Deshalb heißt es Ekkle. 8.: „Jedes Geschäft hat seine Zeit.“ Einer jeden Zeit also kommt eine eigene Sorge zu; wie z. B. der Zeit des Sommers die Sorge für die Ernte zukommt, dem Herbste die Sorge um das Keltern des Weines etc. Wenn jemand also zur Zeit des Sommers besorgt sein wollte, wie er den Wein keltern soll, den er noch nicht hat, so wäre dies eine überflüssige Sorge; da muß er vielmehr Sorge tragen, daß er eine gute Ernte erziele. Solche Sorge, die der gegebenen Zeit nicht eigen ist, verbietet demgemäß der Herr für das Zukünftige. Deshalb fügt Er hinzu: „Der morgige Tag wird seine d. h. die ihm eigene Sorge haben;“ und da wird es nicht überflüssig sein, sich damit zu befassen. „Jedem Tage genügt seine Bosheit,“ d. h. seine eigene Bitterkeit und Sorge.
c) I. Die Sorge der Ameise entspricht der gegebenen Zeit. II. Ungeregelt würde die Klugheit sein, wenn jemand das Zeitliche, worin allein ja das Vergangene und Zukünftige eingeschlossen ist, als Zweck erstrebte; — oder wenn er Überfluß suchte; — oder die Zeit der Sorge schon vorwegnähme. III. Arlgustin sagt (2. de serm. Dom. in monte 17.): „Wenn wir sehen, wie ein Diener Gottes Fürsorge trifft, daß das Notwendige ihm nicht mangelt, so müssen wir nicht urteilen, er sorge für den folgenden Tag. Denn auch vom Herrn liest man, daß Er wegen des Beispiels einen Beutel hatte; und in der Apostelgeschichte liest man, daß das zur Leibesnotdurft Notwendige für die Zukunft angesammelt worden sei wegen des drohenden Hungers. Gott also mißbilligt es nicht, wenn jemand in menschlicher Weise für Derartiges Sorge trägt, sondern daß er wegen dessen als wegen seines Zweckes arbeitet.“
