Dritter Artikel. Verfluchen außer in den genannten Fällen ist Todsünde.
a) Das ist nicht der Fall. Denn: I. Augustin (de igne purgat hom. 41.) zählt das Fluchen unter die läßlichen Sünden. II. Bisweilen verflucht man aus Unüberlegtheit und Überstürzung, woraus für gewöhnlich keine Todsünde kommt. III. Übles einem thun ist schlimmer wie Übles wünschen. Das Erstere aber ist nicht immer Todsünde; also auch nicht das Letztere. Auf der anderen Seite „werden weder die verfluchenden noch die raubsüchtigen das Himmelreich besitzen,“ heißt es 1. Kor. 6. Davon schließt aber nur die Todsünde aus.
b) Ich antworte. Übles befehlen gegen einen anderen oder ihm Übles wünschen, was ja im Verfluchen bedingt ist, richte sich an und für sich gegen die heilige Liebe, welche Gutes wünscht ihrer Natur nach. Also ist das Verfluchen an und für sich der „Art“ nach eine Todsünde; und zwar eine um so größere, je mehr wir die verfluchte Person ehren und achten müßten. Deshalb heißt es Lev. 20.: …Wer seinem Vater und seiner Mutter flucht, soll sterben.“ Es kann jedoch ein solch verfluchendes Wort läßliche Sünde sein entweder wegen des geringen Übels, was man dem anderen wünscht, oder weil man aus Leichtsinn oder aus Scherz oder aus Überstürzung es thut; nämlich ohne eine schlimme Absicht gegen die betreffende Person. (Kap. 72, Art. 2.)
c) Damit beantwortet.
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