Zweiter Artikel. Über die Erlaubtheit der Teufelsbeschwörung.
a) Die Teufel zu beschwören ist nicht erlaubt. Denn: I. Origenes (I. c.) sagt: „Gemäß der vom Herrn erhaltenen Gewalt ist es nicht, die Teufel zu beschwören; das ist jüdischer Brauch.“ II. Die Schwarzkünstlerei ist verboten; also auch die Teufelsbeschwörung. III. Wer jemanden beschwört, vereint sich mit ihm. „Wir sollen aber nicht Genossen der Teufel werden,“ heißt es 1. Kor. 10. Auf der anderen Seite sagt der Herr (Mark. ult.): „In meinem Namen werden sie Teufel austreiben.“ Durch die Anrufung des göttlichen Namens aber jemanden zu etwas veranlassen, ist nichts Anderes als Beschwören. Also ist Letzteres erlaubt.
b) Ich antworte, die eine Art des Beschwörens leite jemanden zu etwas an, die andere zwinge ihn. Nach der ersten Art darf man nicht die Teufel beschwören; denn das hieße ihnen Wohlwollen oder Freundschaft zeigen. Der zweiten Art dürfen wir uns aber nach einer Seite hin gegenüber den Teufeln bedienen; nach der anderen Seite hin nicht. Denn die Teufel sind in diesem sterblichen Leben unsere Gegner, die uns Gefahren bereiten. Nicht aber sind ihre Handlungen unserer Verfügung überlassen, sondern der Leitung von seiten Gottes und der heiligen Engel; wie Augustin (3. de Trin. 4.) sagt: „Der abgefallene Geist wird geleitet durch den treu gebliebenen.“ Wir können also kraft der Anrufung des göttlichen Namens die Teufel als unsere Feinde zurücktreiben, wie es Luk. 10. heißt: „Ich habe euch Macht gegeben, auf Schlangen und Skorpionen zu treten und auf alle Gewalt des Feindes; sie wird euch nicht schaden.“ Aber wir dürfen nicht sie beschwören, um etwas von ihnen zu lernen oder zu erlangen; da dies eine gewisse Genossenschaft mit ihnen bedeuten würde. Nur auf besonderen göttlichen Antrieb oder auf Grund göttlicher Offenbarung wäre Letzteres gestattet, wie wir vom seligen Jakobus lesen, daß er den Hermogenes durch Teufel zu sich führen ließ.
c) I. Origenes spricht vom Beschwören, was in Form wohlwollender Bitten geschieht. II. Die Schwarzkünstler wollen etwas lernen oder erlangen von den Teufeln; und das ist unerlaubt. Deshalb sagt Chrysostomus (conc. 2. de Lazaro): „Dies ist eine heilsame Lehre, daß wir den Teufeln nicht glauben, welche Wahrheit auch immer sie verkünden.“ III. Daß jemand durch Beschwören die Teufel von sich stößt, heißt ihre Gesellschaft hassen.
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