Dritter Artikel. Man kann vernunftlose Kreaturen beschwören.
a) Das wird bestritten. Denn: I. Die Beschwörung besteht in Worten; die aber jedenfalls vergeblich an vernunftlose Kreaturen gerichtet werden. II. Beschwören kann man das, was schwören kann. Schwören aber kann das Vernunftlose nicht. III. Das Beschwören in der Weise der Bitte, des Anleitens paßt nicht der vernunftlosen Kreatur gegenüber; denn diese ist nicht Herrin ihres Handelns. Das Beschwören in der Weise des Zwanges paßt auch nicht; denn nicht unsere Sache ist es, der vernunftlosen Kreatur zu befehlen, sondern dessen, dem „die Winde und das Meer gehorchen.“ (Matth. 8.) Also. Auf der anderen Seite liest man, Simon und Judas hätten Drachen beschworen und ihnen befohlen, in die Wüste sich zu begeben.
b) Ich antworte, die vernunftlosen Kreaturen werden von außen, von einem anderen her zu ihren Thätigkeiten bestimmt. Das nämliche Thätigsein aber gehört demjenigen an, der bestimmt und bethätigt, und dem was bethätigt wird oder in Bewegung ist; wie die Bewegung des Pfeiles eine Thätigkeit des Schützen ist. Deshalb gehören die Thätigkeiten de vernunftlosen Kreatur an erster Stelle Gott an, durch dessen Verfügung Alles in Bewegung ist. Dieselben Thätigkeiten gehören aber manchmal dem Teufel an; insofern sich dieser gemäß der Zulassung Gottes zuweilen der vernunftlosen Kreaturen bedient, um uns zu schaden. Wird also das Beschwören an die vernunftlose Kreatur an sich betrachtet gerichtet, so ist es eitel und unnütz. Wird es an Gott gerichtet, der an erster Stelle die vernunftlosen Kreaturen leitet, so folgt, wenn Gott die Bitte erhört, ein Wunder. Will aber das Beschwören den Teufel zwingen, nicht mehr durch die unvernünftigen Kreaturen den Menschen zu schaden, so ist das der in der Kirche gebräuchliche Exorcismus, welche die Macht des Teufels über die vernunftlose Kreatur ausschließen will.
c) Damit beantwortet.
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