• Start
  • Werke
  • Einführung Anleitung Mitarbeit Sponsoren / Mitarbeiter Copyrights Kontakt Impressum
Bibliothek der Kirchenväter
Suche
DE EN FR
Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 11

Zweiter Artikel. Christus konnte der eingegossenen Wissenschaft sich bedienen, auch wenn Er Sich nicht zu den Phantasiebildern wandte.

a) Es wird das Gegenteil behauptet. Denn: I. Die Phantasiebilder verhalten sich zur Vernunft, wie die Farben zur Sehkraft. Christus aber konnte nicht sehen, außer indem Er Sich zu den Farben wandte. Also gilt Ähnliches für die Vernunft mit Rücksicht auf die Phantasiebilder. II. Die Seele Christi gehört der nämlichen Gattung an wie die unsrige;
sonst wäre Er nicht, nach Phil. 2., uns in Allem ähnlich geworden. Also
mußte sich dieselbe wie die unsrige, wollte sie vernünftig erkennen, zu den
Phantasiebildern wenden. III. Die Sinne dienen von Natur im Menschen dem vernünftigen
Teile. Konnte also Christus ohne Phantasiebilder verstehen, so waren die
Sinne in Ihm unnütz. Auf der anderen Seite erkannte die Seele Christi Manches, wozu die Phantasiebilder nicht hinreichen, wie die Engelsubstanzen. Also konnte Er erkennen, auch ohne Sich zu den Phantasiebildern zu wenden.

b) Ich antworte, der Herr sei zugleich gewesen: Erdenpilger und zwar vorzugsweise vom leidensfähigen Körper aus; und Teilnehmer an der seligen Anschauung, also im Besitze des letzten Endzweckes, und zwar ging dies vorzugsweise die Seele und deren Vermögen an. Nun ist dies eine Eigenheit der seligen, daß sie in nichts vom Körper abhängen, sondern vielmehr denselben ganz und gar beherrschen und daß demgemäß nach der Auferstehung die Herrlichkeit überfließen wird von der Seele auf den Leib. Nun hat die Seele des Erdenpilgers es notwendig, sich zu den Phantasiebildern zu wenden, weil sie dem Körper von Natur verpflichtet ist und vom selben abhängt. Also hatte die Seele Christi diese Notwendigkeit nicht, sondern konnte vernünftig erkennen, ohne sich zu den Phantasiebildern zu wenden.

c) I. Jene Ähnlichkeit, die Aristoteles aufstellt, hält nicht stand mit Rücksicht auf Alles. Denn der Zweck der Sehkraft ist, einzig Farben zu erkennen; nicht Anderes. Der Zweck der Vernunft aber ist, nicht das Sinnliche zu erkennen, was die Phantasiebilder bieten, sondern die geistigen Ideen, insoweit sie von den Phantasiebildern losgelöst sind. Eine Ähnlichkeit besteht also mit Rücksicht auf das, worauf das beiderseitige Vermögen sich richtet; nicht aber mit Rücksicht auf das, was das Ende des Thätigseins in beiden Vermögen ist. Nun steht dem nichts entgegen, daß je nach dem verschiedenen Stande, in welchem das Sein eines Wesens sich findet, in verschiedener Weise man zum Ziele gelange. Der Zweck nur bleibt in jedem Falle derselbe. Der Sinn also kann nichts sehen ohne Farbe. Aber die Vernunft kann je gemäß einem gewissen Stande, in welchem sie ist, erkennen ohne Phantasiebild; nicht jedoch ohne Idee oder Erkenntnisform. II. Die Seele Christi war der gleichen Natur wie die unsrige; hatte
aber einen gewissen Stand, nämlich den der Seligkeit, den unsere Seele
jetzt nicht hat, sondern erhofft. III. Die Seele Christi konnte in beider Weise verstehen; sie konnte
zu den Phantasiebildern sich wenden oder nicht, damit sie verstehe. Deshalb waren die Sinne in ihr nicht zwecklos; zumal dieselben nicht nur der
vernünftigen Erkenntnis dienen, sondern auch den Bedürfnissen des tierischen Lebens.

pattern
  Drucken   Fehler melden
  • Text anzeigen
  • Bibliographische Angabe
  • Scans dieser Version
Editionen dieses Werks
Summa theologiae vergleichen
Übersetzungen dieses Werks
Summe der Theologie

Inhaltsangabe

Theologische Fakultät, Patristik und Geschichte der alten Kirche
Miséricorde, Av. Europe 20, CH 1700 Fribourg

© 2025 Gregor Emmenegger
Impressum
Datenschutzerklärung