Zweiter Artikel. Das Fleisch Christi ward genommen von der Familie Davids.
a) Dies scheint nicht. Denn: I. Matthäus führt sein Geschlechtsregister bis zu Joseph. Dieser aber war nicht der Vater Christi dem Fleische nach. II. Aaron war aus dem Stamme Levi, nach Exod. 6. Maria aber war eine verwandte Elisabeths, die eine Tochter Aarons war. Also war Maria nicht aus dem Stamme Judas und somit nicht aus der Familie Davids. III. Jerem. 22. wird über Jechonias gesagt: „Schreibe diesen Mann auf als einen unfruchtbaren; denn nicht wird aus seinem Samen sein, der da sitze auf dem Throne Davids.“ Von Christo aber heißt es Isai. 9.: „Auf dem Throne Davids wird Er sitzen.“ Also war Er nicht aus dem Geschlechte Davids, da durch Jechonias Matthäus das Geschlechtsregister zu David führt. Auf der anderen Seite heißt es Röm. 1.: „Der da Ihm geworden ist aus dem Samen Davids gemäß dem Fleische.“
b) Ich antworte; Christus werde zumal mit Rücksicht auf Abraham und David „Sohn“ dem Fleische nach genannt, nach Matth. 1. Davon giebt es vielfache Gründe: 1. Es war zumal diesen beiden die Verheißung geworden über Christum; denn zu Abraham ward Gen. 22. gesagt: „In Deinem Samen werden gesegnet werden alle Völker der Erde,“ was der Apostel (Gal. 3.) auf Christum anwendet: „Nicht sagt er im Plural, sondern in der Einzahl: in Deinem Samen d. i. Christus.“ Zu David aber ward gesagt: „Von der Frucht Deines Leibes werde ich auf Deinen Thron setzen“ (Ps. 31.), weshalb auch das Volk der Juden singt: „Hosianna dem Sohne Davids“ (Matth. 21.). 2. Christus sollte sein: König, Prophet und Priester. Abraham aber war Priester, nach Gen. 15.: „Nimm dir eine dreijährige Kuh“ … Er war Prophet, nach Gen. 20.: „Er ist ein Prophet und wird für dich beten.“ Und David war König und Prophet. 3. In Abraham fing zuerst die Beschneidung an; und in David ward im höchsten Grade offenbar die Auswahl von seiten Gottes: „Es suchte sich Gott einen Mann gemäß seinem Herzen,“ heißt es 1. Kön. 13. Und deshalb wird Christus im besonderen Sinne als Sohn Abrahams und Davids bezeichnet, damit dadurch ausgedrückt werde. Er sei zum Heile gekommen sowohl derer, die aus der Beschneidung sind als auch derer, die aus den Völkern erwählt werden.
c) I. Dies ist der Einwurf des Faustus, des Manichäers, der beweisen wollte, Christus sei nicht der Sohn Davids, weil er nicht der Sohn Josephs ist. Ihm antwortet Augustin: „Da nun der nämliche Evangelist sagt, Joseph sei der Mann Mariä gewesen und Christus sei geboren aus Maria, was steht dem entgegen, daß wir annehmen, Maria sei nicht fremd gewesen der Verwandtschaft Davids und sie werde mit Recht die Frau Josephs genannt wegen der Verbindung der Herzen, wenn auch kein geschlechtlicher Umgang stattfand, und vielmehr wegen der Würde des Mannes als Mannes werde das Geschlechtsregister bis zu Joseph geführt (23. cont. Faustum 8 et 9.). … So glauben wir, auch Maria sei gewesen vom Geschlechte Davids, weil wir der heiligen Schrift glauben, welche Beides sagt, Christum einerseits sei von der Familie Davids nach dem Fleische und andererseits Maria als Jungfrau sei seine Mutter.“ Denn, wie Hieronymus erklärt (zu Matth. 1.), „waren aus dem nämlichen Stamme Joseph und Maria, weshalb er durch das Gefetz gezwungen war, sie als eine verwandte zur Frau zu nehmen; darum werden sie auch beide verzeichnet zu Bethlehem, weil beide das Geschlecht, aus dem sie waren, gemeinsam hatten.“ II. Nach Gregor von Nazianz (catm. 38. de Geneal.) „ist dies eine besondere Fügung Gottes, daß das königliche Geschlecht mit dem priesterlichen verbunden war; damit Christus, der da König und Priester war, gemäß seiner Geburt dem Fleische nach, beiden Stämmen angehöre“. Auch Aaron, der erste Priester nach dem Gesetze, nahm zur Frau Elisabeth, die Tochter des Aminadab aus dem Stamme Juda. So konnte es geschehen, daß der Vater Elisabeths eine Frau hatte aus dem Geschlechte Davids, auf Grund dessen Maria, die aus dem Stamme Davids war, Verwandtschaft hatte mit Elisabeth; — oder, daß der Vater der seligsten Jungfrau, der aus dem Geschlechte Davids war, zur Frau hatte eine aus dem Geschlechte Aarons; — oder, wenn (nach Aug. 23. cont. Faustum 9.) Joachim, der Vater Mariens, aus dem Geschlechte Aarons war, wie Faustus auf Grund von apokryphen Schriften behauptete, so muß man glauben, die Mutter Marias oder die Mutter Joachims oder seine Frau, sei aus dem Geschlechte Davids gewesen; damit so irgendwie Maria dem Geschlechte Davids angehöre. III. Dazu erklärt Ambrosius (c. 3. sup. Luc.): „Aus dieser Stelle geht nicht hervor, daß dem Jechonias keine Nachkommen würden geboren werden; und danach ist aus seinem Samen Christus.“ Und daß Christus herrschte, das ist nicht gegen die Prophetie; denn Er selbst sagt: Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“
