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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 35

Vierter Artikel. Maria wird mit Recht Gottesmutter genannt.

a) Dies wird bestritten. Denn: I. Es wird dieser Ausdruck nie in der Schrift gelesen; also soll man
ihn nicht gebrauchen. II. Christus wird Gott genannt gemäß der göttlichen Natur. Diese
aber hat den Anfang des Seins nicht aus Maria genommen. III. Dieser Name „Gott“ wird gemeinsam ausgesagt vom Vater,
dem Sohne und dem heiligen Geiste. Also wäre im vorausgesetzten Falle
Maria auch die Mutter des Vaters oder des heiligen Geistes zu nennen,
was unzulässig ist. Auf der anderen Seite heißt es im Konzil von Ephesus (part. 1. cap. 6.): „Wer nicht bekennt, daß Gott in Wahrheit der Emanuel sei unddarum die seligste Jungfrau in Wahrheit die Gottesgebärerin (denn sie zeugte dem Fleische nach das fleischgewordene Wort); — der sei im Banne.“

b) Ich antworte, jeder Name, der eine Natur als einzelne, konkret bestehende ausdrückt, könne gebraucht werden für jede beliebige Person jener Natur. Da nun die Einigung der zwei Naturen gemacht ist in der Person, so steht dieser Name „Gott“ für die Person, die da trägt die menschliche und die göttliche Natur. Was also einer von diesen beiden Naturen zukommt, das kann ausgesagt werden von der Person. Nun kommt das Empfangen- und Geborenwerden der Person selber zu gemäß jener Natur, in welcher sie empfangen oder geboren wird. Da also im Beginne selber der Empfängnis die menschliche Natur angenommen worden ist von der göttlichen Person; so folgt, daß in aller Wahrheit gesagt werden kann, Gott sei von der Jungfrau empfangen und geboren. Deshalb nämlich wird eine Frau Mutter jemandes genannt, weil sie ihn empfangen und geboren hat. Also folgt, daß Maria mit Recht „Mutter Gottes“ genannt wird. Leugnen kann dies nur jener, der da sagt, das Menschsein allein sei zuerst dem Empfangen oder Geborenwerden unterstanden und später erst sei dieser Mensch Gott geworden, wie Photinus lehrte; oder es seien zwei Personen in Christo, wie Nestorius annahm. Beides ist häretisch. Also leugnen, daß Maria Mutter Gottes sei, ist häretisch.

c) I. Freilich findet sich der Ausdruck selber „Mutter Gottes“ nicht in der Schrift. Aber es findet sich da, daß Christus wahrer Gott ist (Joh. 1.) und daß Maria die Mutter Jesu sei (Matth. 1.). Also nach der Schrift folgt notwendig, Maria sei Mutter Gottes. Röm. 9. heißt es auch: „Christus sei aus den Juden dem Fleische nach, der da ist Gott über Alles, gepriesen in Ewigkeit.“ Vermittelst der Jungfrau aber ist Christus aus den Juden. II. Auch dieser Einwurf gehört dem Nestorius an. Cyrillus antwortet darauf: „Wie des Menschen Seele geboren wird mit dem eigenen
Körper und wie Beides als eine Einheit betrachtet wird; und wenn jemand
sagen wollte, es sei die Mutter nicht die, Gebärerin der Seele, sondern des
Fleisches, diese seine Erklärung höchst überflüssig wäre; — so nehmen wir
etwas Ähnliches bei der Geburt Christi wahr. Denn geboren ist aus der
Substanz Gott des Vaters Gott das Wort; weil es aber Fleisch angenommen hat, so ist notwendig zu bekennen, daß es nach dem Fleische geboren
sei aus dem Weibe.“ Maria ist also nicht Mutter der Gottheit, sondern Mutter jener Person, die da trägt die menschliche und göttliche Natur, gemäß der menschlichen Natur. III. Dieser Name „Gott“ ist zwar gemeinsam den drei Personen.
Jedoch bisweilen steht er für die Person des Vaters allein oder für die
Person des Sohnes allein oder für die des heiligen Geistes allein (Kap. 16,
Art. 1 u. 2). Wenn also gesagt wird, „die seligste Jungfrau ist die Mutter
Gottes,“ so steht da der Name „Gott“ für die Person des fleischgewordenen
Sohnes allein.

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