Dritter Artikel. Gemäß der zeitlichen Geburt Christi wird Maria die Mutter Christi genannt.
a) Es geschieht dies mit Unrecht. Denn: I. Maria hat nur den Stoff geboten und nichts wirksam beigetragen zur Geburt Christi. Könnte sie also auf Grund dessen als Mutter Christi bezeichnet werden, so hieße ebenso gut das Holz: Mutter des Tisches oder des Bettes. II. Christus ist durch ein Wunder von Maria geboren worden. Dies genügt aber nicht, damit sie Mutter Christi sei; ebensowenig wie man Eva als Tochter Adams bezeichnen kann. III. Den Charakter der Mutterschaft macht aus das Ausscheiden des Samens. Ein solches fand aber nach Damascenus (2. de orth. fide 2.) bei Maria nicht statt, sondern der heilige Geist allein formte da. Auf der anderen Seite steht die Autorität der Schrift bei Matth. 1, 17.
b) Ich antworte, Maria sei die wahre und natürliche Mutter Christi. Denn nicht ward der Leib Christi vom Himmel her herbeigebracht, wie der Häretiker Valentinus meinte, sondern aus dem reinsten Blute der Jungfrau geformt. Und dies allein macht den Charakter der Mutterschaft aus (Kap. 31, Art. 5.).
c) I. Vaterschaft, Mutterschaft etc. wird bloß bei lebenden Wesen ausgesagt; das Erzeugen lebender Wesen heißt Geburt. II. „Die zeitliche Geburt Christi,“ so Damascenus (3. de orth. fide 7.), „ist einerseits gemäß uns, weil Er als Mensch aus einem Weibe geboren worden und zu der für die Empfängnis gesetzten Zeit; sie ist über uns erhaben, weil Er nicht aus einem “Samen, sondern aus dem heiligen Geiste und der Jungfrau über alles natürliche Gesetz hinaus empfangen ward.“ III. Die Auflösung des weiblichen Samens gehört nicht notwendig zur Empfängnis und somit nicht zum Charakter der Mutterschaft.
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