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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 37

Zweiter Artikel. Über den Namen Jesu.

a) Dieser Name wurde unzulässigerweise gegeben. Denn: I. Die Wahrheit des Evangeliums muß der Prophetie entsprechen. Isai. 7. aber heißt es: „Siehe; die Jungfrau wird empfangen … und sein Name wird sein Emanuel;“ und c. 8.: „Nenne seinen Namen: Kommeschnell, nimm die Beute, eile um die Beute zu erfassen;“ und c. 9.: „Und sein Name wird sein: Wunderbar, Ratgeber, starker Gott, der Vater der Zukunft, Fürst des Friedens;“ Zach. aber 6, 12. wird sein Name genannt „0riens“. II. Isai. 62. heißt es: „Und es wird ein neuer Name Ihm gegeben
werden.“ Dieser Name Jesus aber ist nicht neu, wie aus dem Geschlechtsregister (Luk. 3.) bereits hervorgeht. Also ist er dem Herrn mit Unrecht
beigelegt worden. III. Der Name „Jesus“ soll bedeuten: Heil, nach Matth. 1.: „Du
wirst seinen Namen nennen Jesus; denn Er wird sein Volk heil machen
von der Sünde.“ Das Heil aber ist durch Christus gemacht worden, nicht
nur vermittelst der Beschneidung, sondern auch in der Vorhaut, nach Röm. 4.
Also wurde mit Unrecht dem Herrn bei der Beschneidung dieser Name beigelegt. Auf der anderen Seite steht das Evangelium (Luk. 2, 21.).

b) Ich antworte, die Namen sollen den Eigenheiten der Dinge entsprechen. So ist nach Aristoteles (4 Metaph.) „jener innere Seinsgrund„ den der Name eines Dinges bezeichnet, die Begriffsbestimmung“, welche auf die Natur des Dinges hinweist. Die Eigennamen nun der Personen werden immer beigelegt gemäß einer Eigenheit dessen, dem der Name gegeben wird. So z. B. legt man Namen der heiligen bei, an deren Festtage der betreffende geboren worden; oder von der Verwandtschaft her, wie wenn man dem Kinde den Namen des Vaters oder des Onkels etc. giebt, wie dies bei Johannes dem Täufer statthaben sollte (Luk. 1, 61.); oder von einer Folge her, die sich ergeben hat, wie Joseph bei der Geburt seines Erstgeborenen, Manasses sagte: „Gott hat mich vergessen lassen alle meine Mühseligkeiten“ (Gen. 41.); oder von einer Eigentümlichkeit des Kindes, wie bei Esau, nach Gen. 25.: „Der da zuerst ausging aus dem Mutterleibe, war rot und am ganzen Körper behaart und ward deshalb genannt Esau.“ Die Namen aber, die von Gott her beigelegt werden, bezeichnen immer eine unverdient verliehene Gnadengabe; wie Gen. 17. gesagt wird: „Dein Name wird Abraham sein; denn zu einem Vater vieler Völker habe ich dich gemacht;“ oder Matth. 16.: „Du bist Petrus und über diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.“ Weil also Christo diese Gnadengaben verliehen worden, daß durch Ihn alle gerettet würden, ward sein Name genannt Jesus oder Heiland, Retter, wie Maria und Joseph der Engel verkündet hatte.

c) I. In allen jenen Namen liegt etwas von der Bezeichnung des Namens Jesus. Denn in „Emanuel“ oder „Gott mit uns“ wird ausgedrückt die Ursache des Heils, die da ist: die Einigung der menschlichen und göttlichen Natur in der göttlichen Person, so daß Gott mit uns ist, nämlich teilnehmend an unserer Natur. Durch diese anderen Namen: „Eile, nimm die Beute etc.,“ wird bezeichnet, wovon Er uns befreit hat, nach Koloss. 2.: „Entleerend die Fürstentümer und Gewalten, führte Er die Beute vertrauungsvoll mit Sich.“ In den letztgenannten Namen: Wunderbar etc. wird bezeichnet der Weg und das Ziel unseres Heiles, insoweit wir durch die bewundernswerte Kraft und den Ratschluß Gottes geführt werden zum Erbe der Zukunft, wo der vollkommene Friede der Kinder Gottes sein wird unter Gott selber als dem Fürsten. „Oriens“ bezieht sich wie der erste Name auf das Geheimnis der Menschwerdung selber, insoweit „aufgegangen ist in den Finsternissen Licht denen, die geraden Herzens sind.“ II. Denen, die vor der Ankunft des Herrn lebten, konnte der Name Jesu zukommen gemäß einer besonderen, beschränkten Beziehung, insofern
sie z. B. dem Volke Heil brachten. Dem Herrn aber kommt er zu in der
eigentlichsten vollsten Bedeutung. III. Gen. 17. erhält Abraham zugleich das Gebot der Beschneidung
und den Namen Abraham. Deshalb wurde bei den Juden am Tage der
Beschneidung der Name beigelegt, wie als ob vorher die Kinder noch kein
vollendetes Sein gehabt hätten. So wird auch jetzt bei der Taufe dem
Kinde der Name gegeben. Deshalb sagt die Glosse zu Prov. 4. (Ego filius
fui): „Warum nennt sich Salomo vor der Mutter den erstgeborenen, da
ihm doch ein Bruder vorangegangen? Nur deshalb, weil letzterer alsbald,
kaum geboren, ohne Namen aus dem Leben geschieden ist und somit als
ob er nie gelebt hätte.“ Deshalb also hat Christus bei der Beschneidung
den Namen Jesus erhalten.

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