Siebenter Artikel. In den Kreaturen findet sich eine Spur und in den vernünftigen ein Bild der Dreieinigkeit.
a) Dagegen spricht: I. Durch die Spur kann man zur Kenntnis dessen gelangen, der die Spur zurückgelassen. Durch die Kreaturen aber kann man nicht zur Kenntnis der Dreiheit der Personen gelangen. Also findet sich in den Kreaturen keine Spur der Dreieinigkeit. II. Was in den Kreaturen sich findet, das ist geschaffen. Soll also in der Kreatur gemäß einigen Eigentümlichkeiten derselben die Spur der Dreieinigkeit gefunden werden und hat auf diese Weise alles Geschaffene die Spur der Dreieinigkeit, so müßte in diesen Eigentümlichketten, da sie geschaffen sind, wieder eine Spur der Dreieinigkeit bestehen und so endlos weiter. III. Die Wirkung offenbart nur ihre Ursache. Ursache sein aber gehört der ganzen Dreieinigkeit zu; und nicht den Relationen, durch welche die Personen unterschieden werden. Also ist in den Kreaturen eine Spur der Wesenseinheit Gottes; nicht aber der drei Personen. Auf der anderen Seite sagt Augustin (6. de Trin. 10.), daß in den Kreaturen die Spur der Dreieinigkeit hervortritt.
b) Ich antworte, daß jede Wirkung ihre Ursache darstellt, aber in verschiedener Weise. Denn manche Wirkung zeigt nur allein auf die verursachende Kraft der Ursache und nicht auf die Form der letzteren; wie der Rauch auf das Feuer zeigt. Eine solche Darstellung der Ursache wird mit Beziehung auf letztere „Spur“ genannt. Denn eine Spur offenbart, daß jemand vorübergegangen ist; aber nicht, wer es war. Manche Wirkung zeigt auch auf die Seinsform der Ursache, weil sie derselben irgendwie ähnlich ist; wie das erzeugte Feuer auf das Feuer zeigt und das Standbild des Merkur auf den Merkur. Dies ist nicht mehr eine Darstellung von seiten einer bloßen Spur, sondern von seiten des Bildes. Nun werden aber die Arten von „Ausgehen“ in den göttlichen Personen erwogen gemäß dem Thätigsein der Vernunft und des Willens; denn der Sohn „geht aus“ als Wort der Vernunft, der heilige Geist als Liebe der Vernunft. In den vernünftigen Kreaturen also, in welchen Vernunft und Wille ist, wird ein „Bild“ der Dreieinigkeit gefunden; denn in ihnen ist ein aufgefaßtes „Wort“, eine hervorgehende Liebe. In allen Kreaturen ist eine Art „Spur“ der Dreieinigkeit; denn es findet sich in allen solches, was notwendigerweise auf die göttlichen Personen als auf die Ursache zurückgeführt werden muß. Denn jegliche Kreatur hat in ihrem Sein zuvörderst ein Für-sich-bestehen; sie hat ferner eine Wesensform, durch welche sie in eine gewisse Gattung gewiesen und eine bestimmte, ihr eigene Schönheit hat; und endlich hat sie Beziehung zu anderem. Insofern sie also für sich besteht als geschaffene Substanz, zeigt sie auf den Vater, das Urprincip ohne irgend welches Princip. Insofern die Kreatur Form, Gestalt und Schönheit hat, zeigt sie auf den Sohn, das Wort, dem gemäß die Form des von der Kunst Gewirkten aus der Auffassung des Künstlers ist. Insofern endlich die Kreatur Beziehung hat zu Anderem, zeigt sie auf den heiligen Geist, der die Liebe ist; denn die Beziehung des einen zum anderen und somit die wechselseitige Ordnung ist vom Willen des Erschaffenden. Und deshalb sagt Augustin (l. c.): Die Spur der Dreieinigkeit findet sich in jedem Dinge, insoweit es ein „etwas“ ist; insoweit es Form und Gestalt hat; und insoweit es mit dem anderen Sein verbunden ist. Darauf führt sich auch die Schriftstelle zurück (Sap. 11.): „In Zahl, Gewicht und Maß hat Er alles gemacht;“ wobei „Zahl“ die Form und Gestalt, „Gewicht“ die gegenseitige Beziehung, „Maß“ die in ihren Principien beschränkte Substanz bedeutet. Und ebenso bezeichnet dasselbe der Ausdruck Augustins (lib. de natura boni c. 3.) vom „Maß, Wesen, gegenseitigen Verhältnisse“, sowie (quaest. 18. in lib. 83. qu.) vom: „wodurch etwas besteht, unterschieden wird und nützlich ist.“ Denn es besteht etwas durch seine Substanz, wird unterschieden durch sein Wesen oder seine Form und Gestalt, und ist nützlich durch seine Ordnung. Ähnliches mag von allen derartigen Ausdrücken gelten.
c) I. Was die Spur darstellen oder worauf sie hinweisen soll, das wird aufgefaßt oder verstanden gemäß den Wesenseigenschaften Gottes, die den einzelnen Personen zugeeignet worden; nicht gemäß den Relationen. Dadurch aber kann man aus den Kreaturen nicht zur Kenntnis der drei Personen aufsteigen, wie aus Kap. 32, Art. 1 erhellt. II. Die Kreatur ist ein thatsächlich für sich bestehendes Ding und danach kann man diese Prädikate finden: der Substanz, der Form oder Gestalt und der Beziehung zum anderen oder der Ordnung. Es ist also nicht notwendig, daß man in allem, was der Kreatur innewohnt, diese drei Momente finde; sondern in ihr im Ganzen, soweit sie für sich besteht. III. Die Arten des „Ausgehens“ in Gott sind Grund und Norm in gewisser Weise, wie gesagt worden, für die Erschaffung.
