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Œuvres Thomas d'Aquin (1225-1274) Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 57

Vierter Artikel. Christus ist aufgestiegen über alle Himmel.

a) Dagegen sagt: I. Ps. 10.: „Der Herr ist in seinem heiligen Tempel; im Himmel
ist sein Sitz.“ Also ist Er nicht über allen Himmeln. II. Aristoteles (1. de coelo): „Über dem Himmel ist kein Ort,“ was
er dann da beweist. III. Die Himmel hätten sich teilen müssen, damit der Herr durch sie hindurchdringe; was unmöglich ist, weil zwei Körper nicht zugleich im selben
Orte sein können. IV. Act. 1.: „Eine Wolke nahm ihn auf.“ Die Wolken aber gehen
nicht über alle Himmel.V. Es ist gegen die Natur des Körpers, über allen Himmeln zu sein.
Da aber, wohin Christus aufgefahren ist, glauben wir, daß Er ewig bleibe;
wogegen kein Körper da bleibt, wo dies gegen seine Natur ist. Also ist
der Herr nicht aufgefahren über alle Himmel. Auf der anderen Seite heißt es Ephes. 4.: „Er stieg auf über alle Himmel, damit Er Alles anfülle.“

b) Ich antworte, je mehr die Körper an der göttlichen Güte teilnehmen, einen desto höheren Platz nehmen sie ein mit Rücksicht auf die anderen Körper. Deshalb sehen wir, daß jene Körper, welche mehr bestimmenden Einfluß haben, von Natur in der Höhe sind. Mehr aber nimmt an der göttlichen Güte teil der verherrlichte Körper wie ein Körper kraft seinernatürlichen Form; und um so mehr dann der erste unter allen verherrlichten Korpern: der des Herrn. Also hat Er seinen Ort in der Höhe über allen Körpern. „An Würde und dem Orte gemäß ist Er emporgestiegen,“ sagt die Glosse zu Ephes. 4.

c) I. Der Sitz Gottes ist im Himmel, weil Er Alles zusammenhält; und Alles somit unter Ihm ist. Er ist also über alle Himmel, nach Ps. 8.: „Erhoben ist worden Deine Pracht über alle Himmel.“ II. Der Ort hat den Charakter des Zusammenhaltenden; was also
an erster Stelle zusammenhält, das hat den Charakter des Ersten im Bereiche des Ortes; und das ist der erste Himmel (skörper). Inwieweit also
die Körper notwendig haben, im Orte zu sein, insoweit bedürfen sie dessen,
daß sie zusammengehalten und so in ihrem Orte begrenzt werden durch die
Himmelskörper. Die glorreichen Körper aber empfangen nichts von den Himmelskörpern und werden somit auch nicht von ihnen im Orte gehalten; sondern
von Gott selber, vermittelst der Seele. Also kann der Körper ganz gut
sein außerhalb alles Einflusses der himmlischen Sphären; Er braucht gar
nicht an einem ihn regelnden und begrenzenden, also räumlich bestimmenden Orte zu sein. Damit ist nicht gesagt, daß außerhalb des Einflusses der
himmlischen Sphären überhaupt kein Ort, daß also da leerer Raum sei,
weil kein Vermögen da ist, einen Körper aufzunehmen; sondern das Vermögen dahin zu gelangen bringt eben Christus mit sich. Der Beweis
des Aristoteles, daß außerhalb des bestimmenden Einflusses der himmlischen
Sphären kein Körper sei, gilt allein im Bereiche der natürlichen Grenzen,
wie das aus den da angeführten Argumenten klar ist. III. Gott kann durch ein Wunder machen, daß ein Körper zugleich
mit einem anderen fei am felben Orte; wie Er das gethan hat bei der
Empfängnis aus der Jungfrau und beim Eintreten durch verschlossene Thüren.
Der Körper Christi also kann sein zugleich mit einem anderen am selben
Orte; nicht kraft der körperlichen Natur, sondern kraft des Einwirkens der
Gottheit. IV. Jene Wolke half nicht Christo (Gregor. hom. 26. in EvgI.),
sondern diente als Zeichen der Gottheit; wie die Herrlichkeit Gottes über
der Bundeslade erschien in einer Wolke (Exod. 22.). V. Nicht von den Principien der Natur aus, sondern von der verherrlichten Seele her hat es der glorreiche Leib, daß Er im oder über dem
Himmel sein kann. Und wie die Bewegung des glorreichen Leibes nach
oben nicht durch Zwang sich vollzieht; so kann auch da die Ruhe ewig sein.

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