Fünfter Artikel. Christi Körper stieg hinauf über alle geistige Kreatur.
a) Dem steht Folgendes entgegen: I. Der Ort wird nicht in gleicher Weise vom Körper ausgesagt wie vom reinen Geiste. Also kann da kein Vergleich statthaft sein. II. „Jedem Körper geht der reine Geist voran,“ sagt Augustin (de vera Relig. 55.). Dem höheren Wesen aber gebührt ein höherer Ort. III. In jedem Orte ist ein Körper, da es keinen leeren Raum giebt in der Natur. Wenn also im Bereiche des Natürlichen kein Körper einen höheren Platz einnimmt als der Geist, so giebt es überhaupt keinen Ortüber der reinen Geistnatur. Also konnte Christi Leib nicht aufsteigen über alle Geister. Auf der anderen Seite heißt es Ephes. 1.: „Er hat Ihn erhöht über alle Fürstentümer und über alle Gewalten und über jeden Namen, der genannt wird in dieser Zeit oder im künftigen Leben.“
b) Ich antworte, je erhabener eine Substanz sei, ein desto erhabenerer Ort gebühre ihr; sei dies ein Ort gemäß körperlicher Berührung oder gemäß geistiger Berührung. Denn deshalb gebührt eben den geistigen Substanzen gemäß einer gewissen Zukömmlichkeit ein himmlischer Ort, nämlich der höchste, weil jene Substanzen die höchsten sind im Bereiche der Substanz. Der Leib Christi aber ist wohl der Natur nach tiefer als die geistigen Substanzen; der Würde der Einigung nach aber ist Er über allen geistigen Substanzen, weil Er mit der Person des Wortes geeinigt ist. Also gebührt diesem Leibe der höchste Platz über allen geistigen Naturen: „Der Alles gemacht, ward durch seine Kraft über Alles erhoben,“ sagt Gregor (hom. 29. in Evgl.)
c) I. Allerdings wird unter verschiedenen Gesichtspunkten bei der körperlichen und der geistigen Natur von einem Orte gesprochen. Dies aber ist auf beiden Seiten gemeinsam, daß dem erhabeneren Wesen ein erhabenerer Ort zukommt. II. Dieser Einwurf berücksichtigt bloß die körperliche Natur des Leibes Christi, nicht die persönliche Einigung mit dem „Worte“. III. Danach hat der Einwurf recht. Kein Ort ist so hoch daß er überragt die Würde der rein geistigen Substanz, soweit die Natur oder der Charakter des Ortes in Betracht kommt. Wird aber die Würde dessen erwogen, was im Orte ist, so steht an Würde der Leib Christi voran allen geistigen Substanzen.
