Siebenter Artikel. Bestimmt vorgeschriebene Worte sind bei den Sakramenten erfordert.
a) Dies ist: I. Gegen Aristoteles (1 Periarch.): „Die Worte sind nicht die nämlichen bei allen.“ Das aus den Sakramenten fließende Heil aber ist das nämliche für alle. Also nicht sind bestimmte Worte von vornherein notwendig. II. Gegen die Natur der Worte, da häufig verschiedene Worte ganz das Nämliche bezeichnen. III. Gegen die Gewohnheit mancher, die Worte verkehrt auszusprechen wie die stotternden etc.; und doch meint man nicht, daß dadurch die Wirkung der Sakramente gehindert werde. Auf der anderen Seite hat der Herr bestimmt die Worte für die Eucharistie: „Das ist mein Leib“; und die für die Taufe: „Taufet sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes.“
b) Ich antworte; in den Sakramenten verhalten sich die Worte wie die das Bezeichnen bestimmende Form, die sichtbaren Elemente wie der bestimmbare Stoff. Da nun die Form in einem Dinge, das aus Stoff und Form zusammengesetzt erscheint, immer der hauptsächlichere Teil ist, und bereits bewiesen ward, dast ein von vornherein bestimmter Stoff für die Sakramente notwendig ist, so gilt dies um so mehr von der Form; dast die Worte nämlich von Gott her eingesetzt sind.
c) I. „Das Wort wirkt in den Sakramenten; nicht weil es (nach dem äußeren Klange) gesprochen, sondern weil es (dem Sinne nach) durch den Glauben aufgefaßt und festgehalten wird“ (Aug. l. c.). Dieser Sinn aber bleibt der nämliche, in welcher Sprache auch immer die Worte äußerlich tönen. II. Es mag wohl sein, daß bei jeder einzelnen Sprache verschiedene Worte Ein und dasselbe ausdrücken; aber immer giebt es Worte in derselben Sprache, die dieses ausdrücklicher und hauptsächlicher bezeichnen. Und ein solches Wort wird bei der Spendung des Sakramentes vorgeschrieben. So ist dies auch bei den sichtbaren Dingen der Fall, daß verschiedene Ein und dasselbe bezeichnen; eines aber drückt dies entschiedener und treffenderaus; wie z. B. das Wasser von den Menschen hauptsächlich und für gewöhnlich zum Abwaschen gebraucht wird und deshalb als Materie für die Taufe dient. III. Wer mit Absicht die sakramentalen Worte verkehrterweise ausspricht; der scheint nicht thun zu wollen, was die Kirche thut, und somit vollendet er nicht das Sakrament. Geschieht es aber aus Irrtum oder infolge eines Zungenfehlers, so wird gleicherweise das Sakrament dann nicht hergestellt, wenn das Verkehrte so weit geht, daß es vollständig den Sinn der Worte hinwegnimmt; wie z. B. wenn man sagen würde: „Im Namen des Gevatters“, anstatt „im Namen des Vaters“. Wird aber der Sinn nicht ganz fortgenommen, so wird das Sakrament hergestellt; zumal wenn die verkehrte Aussprache mehr am Ende wie am Anfange der Formel kommt, so daß der Sinn schon einigermaßen feststeht; wie wenn man sagte: „Im Namen des Vaters und des Todes und des heiligen Geistes“. Denn solche Worte bezeichnen allerdings nichts kraft der Aussprache; aber sie werden genommen wie bezeichnend infolge der Gewohnheit, so daß doch immer der Sinn derselbe bleibt. Was nun vom Anfange und vom Ende der Formel gesagt wurde, das hat gemäß der Anlage der Sprache mehr Wert im Lateinischen wie im Griechischen, wo der Sinn des Satzes in höherem Grade vom Ende abhängt. Im allgemeinen muß man Rücksicht nehmen auf den Umfang oder die Zahl der verkehrt ausgesprochenen Worte, nämlich wie der Sinn davon berührt wird.
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