Achter Artikel Zuweilen kann man einzelne Worte hinzusetzen zu der Form.
a) Nichts darf hinzugefügt werden. Denn: I. Die sakramentalen Worte stehen mit Rücksicht auf die Notwendigkeit auf derselben Stufe wie die Worte der Schrift. Zu diesen aber soll man nichts hinzusetzen, nach Deut. 4, 2.; und Apok. ult. 18.: „Wer zu diesen Worten hinzufügt, den wird der Herr treffen mit den hier verzeichneten Plagen; und wer vermindert, wird getilgt werden aus dem Buche des Lebens.“ Also darf man auch zu den sakramentalen Worten nichts hinzusetzen. II. Die Worte sind bei den Sakramenten wie die Form; bei dieser aber verändert jede Verminderung oder Hinzufügung den Gattungscharakter, wie bei den Zahlen (Metaph. 8.). Also verändert jedes Vermindern oder Hinzusetzen das Wesen und den Inhalt des Sakramentes. III. Würde ein Zusatz nichts thun an der Wirkung der Formel, so könnte man auch die Worte umstellen oder etwas einschieben oder unterbrechen, ohne den Charakter des Sakramentes zu ändern. Auf der anderen Seite aber taufen die Lateiner mit dieser Formel: „Ich taufe dich im Namen des Vaters etc.“ Die Griechen aber bedienen sich dieser Formel: „Es soll getauft werden der Knecht Christi im Namen etc.“ Beide aber spenden in Wahrheit das Sakrament der Taufe. Also kann man in der Formel etwas Hinwegnehmen oder hinzusetzen.
b) Ich antworte: 1. Wenn derjenige, der das Sakrament spendet, die Absicht hat, durch solches Hinzufügen oder Mindern in den Worten der Form einen anderer Ritus einzuführen, der von der Kirche nicht angenommenist, so scheint er nicht das Sakrament zu vollenden; denn er scheint nicht die Absicht zu haben, daß er thue was die Kirche thut. 2. Da die Worte in den Sakramenten wirken nach ihrem Sinne, so wird das Sakrament nicht vollendet, sobald durch Hinzufügen oder Mindern der Sinn fortgenommen wird. Wird also in dem vermindert, was zur Substanz der sakramentalen Form gehört, so wird der Sinn fortgenommen und besteht das Sakrament nicht. Deshalb sagt Didymus (2. de Spir. s.): „Wenn jemand so tauft, daß er einen der drei erwähnten Namen ausläßt, der tauft nicht in Wahrheit.“ Wird aber etwas fortgenommen, was nicht zur Substanz der Form gehört, wie z. B. bei der Form der Eucharistie: „Denn dies ist mein Leib“, das „denn“, so wird das Sakrament zwar vollendet; aber es kann geschehen, daß der betreffende sündigt, wenn er aus Nachlässigkeit oder Verachtung so handelt. Was nun das Hinzufügen anbelangt, so gilt die gleiche Unterscheidung. Wird dadurch der Sinn fortgenommen wie bei der Taufe der Arianer, die da sprachen: „Ich taufe dich im Namen des Vaters, der größer ist und des Sohnes, der geringer ist;“ — so besteht die Wahrheit des Sakramentes nicht. Ist dies nicht der Fall, sondern bleibt der gebührende Sinn bestehen, so bleibt die Wahrheit des Sakramentes, mag man hinzufügen am Anfange, in der Mitte oder am Ende. So wäre es eine wahre Taufe, wenn jemand sagte: „Ich taufe dich im Namen des allmächtigen Vaters, des Eingeborenen Sohnes und des heiligen Geistes des Trösters“; und ähnlich, wenn er sagte: „Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes; und daß die seligste Jungfrau dir beistehe“. Wollte er aber sagen: „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und der seligsten Jungfrau“; so wäre dies wahrscheinlich keine wahre Taufe. Denn Paulus sagt (1. Kor. 1.): „Ist Paulus für euch gekreuzigt worden oder seid ihr im Namen Pauli getauft?“ Jedoch muß da unterschieden werden. Wird verstanden, daß der taufende den Namen der seligsten Jungfrau hinzufügt mit demselben Rechte und zum selben Zwecke wie die der heiligen drei göttlichen Personen, so ist der Sinn dem wahren Glauben entgegengesetzt und so hört die Wahrheit der Taufe auf. Wird aber dies „im Namen der seligsten Jungfrau“ so verstanden, nicht als ob dieser Name etwas wirkte bei der Taufe, sondern damit die Fürbitte Marias dem Täufling nütze, daß er die Taufunschuld bewahre, so bleibt bestehen die Wahrheit der gespendeten Taufe.
c) I. Um die Schrift auszulegen, haben die heiligen Lehrer Vieles hinzugesetzt; nicht aber um ihren Sinn zu ändern. Und so kann jemand zur sakramentalen Form Etwas hinzusetzen, wenn er nur nicht sagt, es gehörte etwas zur Notwendigkeit der Form was nicht dazu gehört. II. Die Worte gehören zur Form des Sakramentes auf Grund des bezeichneten Sinnes. Was also den Sinn ändert, das nimmt die Wahrheit des Sakramentes fort. III. Ist die Unterbrechung bei den Worten eine so große, daß die Absicht des aussprechenden unterbrochen wird oder das Verständnis und der Sinn der Worte verloren geht, so hört die Wahrheit des Sakramentes auf. Ist die Unterbrechung eine geringe, so bleibt die Wahrheit des Sakramentes. Dasselbe gilt vom Umstellen der Worte.
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