Sechster Artikel. Worte werden verlangt, um die Bezeichnung der Sakramente auszudrüken.
a) Dem steht entgegen: I. Die Stelle bei Augustin (19. cont. Faustum 16.): „Was Anderes sind alle körperlichen Sakramente, wie gewisse sichtbare Worte.“ Worte also zu den Sakramenten hinzufügen würde heißen: Worte zu Worten hinzufügen. II. Aus Worten und sichtbaren Dingen, als verschiedenen Seinsarten zugehörend, kann nicht etwas Eines werden; denn die Worte kommen von der Vernunft, die sichtbaren Dinge von der Natur. Jedes Sakrament aber ist etwas Eines, eine Einheit. III. Die Sakramente des Neuen Bundes folgen denen des Alten Bundes nach, in denen keine Worte erfordert wurden (Aug. l. c.) als hinzutretende Form. Auf der anderen Seite steht Ephes. 5.: „Christus hat die Kirche geliebt und Sich selbst für sie dahingegeben, damit Er sie heilige, indem Er sie abwasche mit Wasser im Bade der Wiedergeburt im Worte des Lebens;“ und Augustin: „Das Wort tritt zum Element und es wird ein Sakrament.“
b) Ich antworte, nach drei Seiten hin komme den Sakramenten als Zeichen unserer Heiligung es zu, daß zu den sichtbaren Dingen das Wort tritt: 1. Von seiten der heiligenden Ursache, dem fleischgewordenen Worte; dem das Sakrament ähnlich wird dadurch, daß zur sinnlichen Sache das Wort tritt wie zum Fleische in Christo das ewige Wort trat. 2. Von seiten des zu heiligenden Menschen, der aus Leib und Seele zusammengesetzt ist, so daß die sinnlich wahrnehmbare Sache im Sakramente den Leib berührt und durch das Wort der Glaube in die Seele kommt. Deshalb sagt Augustin (tract. 80. in Joan.): „Woher diese so große Kraft des Wassers, daß dasselbe den Leib berührt und die Seele abwäscht außer weil das Wort dies macht, nicht weil es gesagt, sondern weil es geglaubt wird.“ 3. Von seiten der sakramentalen Bezeichnung selber. Denn „die Worte stehen unter den Menschen an der Spitze, sobald es darauf ankommt, etwas zu bezeichnen,“ sagt Augustin (2. de doctr. christ. 3.). Damit also zweifellos vollkommen vorliege, was jedes Sakrament bezeichne, war es notwendig, daß die in den Sakramenten gewollte Bezeichnung der sichtbaren Dinge durch Worte vollständig festgestellt werde. Das Wasser nämlich kann bezeichnen das Abwäschen, weil es feucht ist; die Erftischung, weil es kalt ist; — wenn deshalb gesagt wird: „Ich taufe dich,“ so wird dadurch bezeichnet, man wolle nicht erfrischen, sondern abwaschen.
c) I. Auf Grund einer gewissen Ähnlichkeit heißen die sichtbaren Dinge bei den Sakramenten „Worte“; weil sie nämlich etwas bezeichnen und darin, im Bereiche des Bezeichnens, die Worte an der Spitze stehen. Bei den Sakramenten werden aber ausdrücklich eigentliche Worte hinzugefügt, damitdie Bezeichnung des betreffenden Elementes auf etwas Bestimmtes beschränkt werde. II. Im Charakter des Bezeichnens kommen die Worte mit den sichtbaren Elementen bei den Sakramenten überein; und so wird etwas Eines bei jedem Sakrament, wenn alle sonstige Thätigkeit wie Abwaschen, Salben etc. mit dazu genommen wird. III. Andere müssen sein die Sakramente, die das Gegenwärtige bezeichnen; und andere die Sakramente, welche das Zukünftige bezeichnen. Die Sakramente des Alten Bundes waren Vorbilder, Figuren Christi; und deshalb bezeichneten sie nicht in so ausdrücklicher Weise wie die des Neuen Bundes, welche von Christo selber ausfließen und eine Ähnlichkeit mit Ihm enthalten. Jedoch bedienten sich auch die Priester im heiligen Dienste mancher Worte, wie Num. 6.: „So sollt ihr segnen die Kinder Israels und ihnen sagen;“ und ebenso die Empfänger der Sakramente, nach Deut. 26.: „Ich bekenne heute vor dem Herrn . .
