Achter Artikel. Ein dreifaches Untertauchen ist nicht etwas zur Gültigkeit der Taufe Notwendiges.
a) Das Gegenteil wird aus Folgendem dargethan: I. Augustin sagt (hom. 2. ad neoph.): „Mit Recht seid ihr dreimal untergetaucht worden, die ihr die Taufe empfangen habt im Namen der heiligen Dreieinigkeit. Mit Recht seid ihr dreimal untergetaucht worden, die ihr die Taufe empfangen habt im Namen Jesu Christi, der am dritten Tage von den toten auferstand. Denn jenes dreimalige Untertauchen ist das Bild des Begrabenseins Christi; begraben seid ihr mit Christo in der Taufe.“ Beides aber gehört mit Notwendigkeit zur Gültigkeit der Taufe,daß in derselben bezeichnet werde die Dreiheit der Personen und daß da die Gleichförmigkeit dargestellt sei mit dem Begrabensein Christi. Also ist das dreimalige Untertauchen notwendig für die Taufe. II. Die Sakramente Christi haben ihre wirksame Kraft vom Willen des Herrn. Das dreimalige Untertauchen aber ist ein Gebot Christi. Denn so schreibt Pelagius (l. c.): „Die Vorschrift des Evangeliums, wie sie vom Herrn und Heilande selber gegeben worden, ermahnt uns, die heilige Taufe jedem im Namen der heiligen Dreieinigkeit mit dreimaligem Untertauchen zu spenden.“ Wie also es notwendig ist, im Namen der Dreieinigkeit zu taufen; so ist es notwendig, mit dreimaligem Untertauchen zu taufen. III. Ist die dreimalige Untertauchung nicht notwendig, so ist die Taufe vollendet nach der ersten. Also wird bei der zweiten und dritten das zweite und dritte Mal getauft, was unzulässig ist. Auf der anderen Seite schreibt Gregor der Große dem Bischöfe Leander: „Keines von beiden ist im geringsten tadelnswert, das Kind bei der Taufe ein oder dreimal unterzutauchen; denn das dreimalige Untertauchen kann die Dreiheit der Personen, das einmalige die Einheit der göttlichen Natur bezeichnen.“
b) Ich antworte, schlechthin notwendig für das Wesen der Taufe sei das Abwaschen. Die Art und Weise des Abwaschens aber ist da mehr zufällig. Wie also oben Gregor sagt, kann Beides erlaubterweise geschehen: das ein- und das dreimalige Untertauchen. Das Erste bezeichnet die Einheit Gottes und des Todes Christi; — das zweite bezeichnet die drei Personen in Gott und das dreitägige Verbleiben Christi im Grabe. Jedoch aus gewissen Gründen ist von seiten der Kirche bald die eine Taufweise, bald die andere vorgeschrieben worden. Denn im Beginne der erstehenden Kirche waren bei manchen falsche Ansichten über die heilige Dreieinigkeit. Sie sagten, Christus sei nicht Gott gewesen und werde nur so genannt auf Grund seiner Verdienste; zumal wegen seines verdienstvollen Todes. Deshalb tauften sie nicht im Namen der Dreieinigkeit, sondern zum Andenken an den Tod Christi mit einmaligem Untertauchen; und dies ward verboten. Deshalb heißt es in can. 49. der can. apostol.: „Wenn ein Priester oder Bischof nicht mit dreimaligem Untertauchen tauft, sondern nur mit einmaligem, weil, wie sie sagen, die Taufe erteilt werde im Tode des Herrn; so soll er abgesetzt werden. Denn nicht sagte der Herr: In meinem Tode taufet, sondern: im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.“ Nachher aber entstand der Irrtum der Donatisten, die wiedertauften (vgl. Aug. tract. 11. in Joan.), und anderer Jrrlehrer und Schismatiker. Und dementgegen erklärte das vierte Konzil von Toledo (can. 6.): „Damit die Gefahr vermieden werde, in die Irrlehre oder in das Schisma zu fallen, wollen wir, daß die Taufe nur vermittelst einmaligen Untertauchens vollzogen werde.“ Nachdem jedoch eine solche Ursache nicht mehr bestand, kehrte man allgemein zurück zum dreimaligen Untertauchen. Schwer also würde sündigen, wer dies nicht beobachtete und somit den Ritus der Kirche vernachlässigte; jedoch wäre die von ihm gespendete Taufe gültig.
c) I. Die Dreieinigkeit ist wie die Hauptursache in der Taufe. Die Ähnlichkeit aber zwischen ihr und der Wirkung ist gemäß der Form und nicht gemäß dem Stoffe. Und deshalb wird die Dreieinigkeit bei der Taufe ausgedrückt durch die Worte der Form; und ist es nicht notwendig erfordert, daß die Dreieinigkeit auch ausgedrückt werde durch die Art und Weisedes Gebrauches des Stoffes oder der Materie. Es geschieht dies nur, um noch eingehender auf die Dreieinigkeit hinzuweisen. Ähnlich wird auch der Tod Christi hinreichend bezeichnet durch einmaliges Untertauchen und ist der dreitägige Aufenthalt im Grabe nicht notwendig erfordert für unser Heil; denn wäre der Herr auch nur einen Tag gestorben gewesen und begraben, so hätte dies genügt. Drei Tage brachte Er im Grabe zu, nur um die Wahrhaftigkeit seines Todes zu offenbaren. Und so ist das dreimalige Untertauchen weder von seiten der Dreieinigkeit noch von seiten des Todes Christi notwendig. III. Pelagius versteht das dreimalige Untertauchen als etwas vom Gebote Christi Herrührendes nur in der Weise der Ähnlichkeit oder Analogie mit den Worten: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.“ Jedoch waltet nicht der nämliche Grund ob für die Form wie für die Materie. IV. Wie oben gesagt wurde, gehört die Absicht des Spenders als etwas Notwendiges zur Taufe. Auf Grund also der Absicht des Spenders, der eine Taufe spenden will mit dreimaligem Untertauchen, besteht die Einheit der gespendeten Taufe. Deshalb sagt Hieronymus (in comm. ad Ephes. c. 4. Unus Dominus): „Wir werden dreimal untergetaucht wegen des Geheimnisses der Dreieinigkeit; es ist dies aber nur eine Taufe.“ Beabsichtigte jedoch der taufende dreimal zu taufen, indem er bei jedem Untertauchen die Form wiederholte, so würde er von sich selber aus schwer sündigen, weil er die Taufe wiederholen würde.
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