Neunter Artikel. Die Taufe kann nicht wiederholt werden.
a) Sie kann es. Denn: I. Die Taufe wäscht von Sünden rein. Man fällt aber wieder in Sünden. II. Die von Johannes getauften (Act. 18.) wurden wiedergetauft. Johannes aber „war der größte unter den vom Weibe geborenen“ (Matth. 11.). Also müssen um so mehr die von Häretikern oder Sündern getauften wiedergetauft weiden. III. Can. 19. des Konzils von Nicäa heißt es: „Wer von den Paulinianern oder Kataphrygen zur Kirche zurückkehrt, soll von neuem getauft werden.“ Dasselbe also gilt von allen Häretikern. IV. Die Taufe ist zum Heile notwendig. Es wird aber manchmal gezweifelt, ob jemand getauft ist. Also muß da die Taufe neu gespendet werden. V. Die Eucharistie ist ein vollkommeneres Sakrament wie die Taufe und trotzdem wird sie wiederholt. Also kann dies auch mit der Taufe geschehen. Auf der anderen Seite heißt es Ephes. 4.: „Ein Glaube, eine Taufe.“
b) Ich antworte, die Taufe könne nicht wiederholt werden. Denn 1. ist sie eine geistige Wiedergeburt, nach Joh. 3, 3. Der nämliche Mensch aber wird nur einmal geboren. Wie also die fleischliche Geburt nicht wiederholt werden kann, so auch nicht die geistige. Deshalb sagt Augustin zuden Worten des Nikodemus (Joh. 4.): „Kann jemand von neuem in den Leib seiner Mutter zurückkehren“ (tract. 11. in Joan.): „So verstehe die geistige Geburt, wie Nikodemus die fleischliche. Wie der Mutterleib nicht wiederholt werden kann, so auch nicht die Taufe.“ 2. Werden wir im Tode Christi getauft, durch den wir der Sünde sterben und in der Neuheit des Lebens wandeln. Christus aber ist nur einmal gestorben. Deshalb schreibt Paulus (Hebr. 6.) gegen einige, die wiedertaufen wollten: „Sie kreuzigen von neuem in sich selber den Sohn Gottes,“ wozu die Glosse bemerkt: „Der eine Tod Christi hat die eine Taufe geweiht.“ 3. Prägt die Taufe einen untilgbaren Charakter ein, der wie eine Weihe ist. Wie also andere Weihen oder Konsekrationen in der Kirche nicht wiederholt werden, so darf dies auch nicht bei der Taufe geschehen. Darum schreibt Augustin an Parmenianus (2. cont. ep. Parm. 13.): „Nicht minder haftet fest das Sakrament Christi wie das körperliche militärische Kennzeichen. Denn wir sehen, daß auch die abgefallenen die Taufe nicht verlieren, da ihnen dieselbe, wenn sie reuig zurückkommen, nicht neu gespendet wird.“ 4. Wird die Taufe vorzugsweise gegen die Erbsünde gegeben; diese aber kehrt nicht zurück, denn, „wie durch eine Sünde alle der Verdammnis verfallen sind, so strömt die Gerechtigkeit eines über in alle zur Rechtfertigung.“
c) I. Die Taufe wirkt kraft des Leidens Christi. Wie also die folgenden Sünden nicht Hinwegnehmen die Kraft des Leidens Christi, so auch nicht die Taufe; und so braucht letztere nicht wiederholt zu werden. Vielmehr nimmt die hinzutretende Buße fort die Sünde, welche ein Hindernis war für die Wirkung der Taufe. II. Zu Joh. 1. (sed ego nesciebam) sagt Augustin (tract. in Joan.): „Nach Johannes ist wiedergetauft worden, nach dem Mörder nicht. Denn Johannes gab seine Taufe, der Mörder gab die Taufe Christi. Dieses Sakrament ist so heilig, daß es auch durch einen Mörder, der es spendet, nicht befleckt wird.“ III. Diese Häretiker tauften nicht im Namen der Dreieinigkeit, wie Gregor der Große sagt (Reg. lib. 9. ep. 61.): „Diese Häretiker, welche im Namen der Dreieinigkeit keineswegs getauft werden, wie die Bosonianer und Kataphrygen, von denen die einen nicht an Christum als wahren Gott glauben und die anderen (die mit den Paulinianern dieselbe Ansicht hatten) glauben, der heilige Geist sei ein verkehrter Mensch, Namens Montanus, müssen getauft werden, wenn sie zur Kirche zurückkommen. Denn ihre Taufe ist keine Taufe gewesen.“ „Wer aber (lib. de eccl. dogm. 52.) häretisch getauft worden ist, jedoch im Namen und im Bekenntnisse der heiligen Dreieinigkeit und zur Kirche zurückkehrt, der soll als getauft aufgenommen werden.“ IV. Nach der Dekretale Alexanders III. (cap. de quibus ll. de Bapt.) „sollen jene, deren Taufe mit Grund nicht feststeht, getauft werden unter Voranschickung dieser Worte: Wenn du nicht getauft bist, so taufe ich . . .; bist du aber bereits getauft, so taufe ich dich nicht; denn es wird nicht wiederholt das, von dem man nicht weiß, ob es geschehen ist.“ V. In beiden Sakramenten ist ein Angedenken an den Tod Christi. In der Taufe ist dieses Angedenken so, daß wir zu einem neuen Leben wiedergeboren werden und insoweit mit Christo sterben. In der Eucharistie aber ist das Angedenken so, daß Christus, der für uns gelitten hat, als Ostermahl uns vorgesetzt wird, nach 1. Kor. 5.: „Unser Osterlamm istgeopfert, Christus; also speisen wir.“ Und weil der Mensch nur einmal geboren wird, oftmals aber speist; so wird er einmal getauft, oft aber nimmt er die Eucharistie.
