Sechster Artikel. Mehrere können nicht zugleich einen taufen.
a) Das Gegenteil scheint wahr. Denn: I. Ein Mensch kann mehrere zugleich taufen; also können mehrere auch zugleich einen taufen. Denn was einer thun kann, das können auch mehrere thun, aber nicht umgekehrt; wie wenn einer ein Schiff ziehen kann, auch mehrere zugleich dies können, obgleich nicht umgekehrt. II. Schwerer ist es, daß einer auf mehrere einwirkt als daß mehrere auf einen einwirken. Ein Mensch aber kann mehrere taufen. Also ist auch das Leichtere möglich, daß mehrere einen taufen. III. Die Taufe ist von höchster Notwendigkeit. Es kann aber vorkommen, daß ein Kind in Lebensgefahr ist und es sind bloß zwei da, von denen der eine stumm, der andere ohne Arme ist. Da müßten also zwei das eine Kind taufen. Auf der anderen Seite richtet sich die Einheit der Thätigkeit nach der Einheit des thätigseienden. Wären also mehrere taufende da, so beständen mehrere Taufen; wogegen nach Ephes. 4. „ein Glaube ist und eine Taufe.“
b) Ich antworte, ein Sakrament besitze vorzugsweise seine wirksame Kraft auf Grund der Form, die Paulus „das Wort des Lebens“ nennt. Es muß also gesehen werden, welche Form gebrauchen müßten jene, die zugleich ein und denselben taufen wollten. Würden sie sagen: „Wir taufen“ …, so erwidern einzelne, daß dies nicht die von der Kirche gewollte Form wäre, wonach es heißt: „Ich taufe.“ Dem kann jedoch entgegengehalten werden die Form bei den Griechen: „Es soll getauft sein der Knecht Christi X im Namen …“ Es ist also zu berücksichtigen, daß diese Form: „Wir taufen“, ausdrückt die Absicht, daß mehrere eine einzige Taufe spenden wollen. Dies aber ist gegen die Natur des Spenders. Denn der Mensch tauft nur als Diener Christi, dessen Stelle er vertritt. Wie also nur ein Christus ist, so darf nur ein Spender sein, der Christum äußerlich vorstellt. Deshalb sagt schlagend der Apostel: „Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe.“ Wollte aber jeder von beiden sagen: „Ich taufe dich . . .,“ so würde jeder ausdrücken, er für sich allein wolle die Taufe spenden. Dies würde nun im Falle eines Streites Sinn haben, wer den betreffenden taufen soll; und dann würde offenbar jener das Sakrament gespendet haben, der zuerst die Worte ausgesprochen hätte. Der andere hätte nichts mehr zu thun; und würde er trotzdem die Worte noch einmal aussprechen, so wäre er zu strafen als Wiedertäufer. Sprächen sie aber beide zugleich die Form aus und besprengten oder tauchten den Täufling unter, so müßten beide wegen ungeordneten Betragens bei der Taufe gestraft werden. Die Taufe jedoch brauchte nicht wiederholt zu werden; denn jeder hatte die Absicht zu taufen, und jeder, soweit es an ihm lag, taufte. Und sie spendeten keine zwei Sakramente; sondern Christus als innerlich taufend würde durch jeden von beiden das eine nämliche Sakrament gespendet haben.
c) I. Dies ist wahr, wenn es sich beim Wirken um die eigene Kraft handelt. Hier aber ist die Kraft Christi in Frage, der, weil Er einer ist, durch einen einzigen sein Werk vollbringt. II. Besteht Todesgefahr oder sonst eine Notwendigkeit, so kann einer mehrere taufen und sagen: „Ich taufe euch“ . . . Dies verändert nicht die Form, da ja das „euch“ nur ein wiederholtes „dich“ ist; zumal der Herr sagt: „Und taufet sie“ im Plural. Es wäre dann einer, der taufte; und viele würden Eins in Christo. III. Die Vollständigkeit der Taufe besteht in der Form der Worte und dem Gebrauche der Materie. Weder also tauft jener, der nur die Form ausspricht noch jener, der das Wasser gebraucht. Der da die Formausspräche, könnte in Wahrheit nicht sagen: „Ich taufe dich,“ da er nicht untertaucht; und der andere wäre im selben Falle mit der Form; er würde untertauchen, aber nicht sagen „weshalb“, was zum sakramentalen Zeichen gehört.
