Fünfter Artikel. Ein nichtgetaufter kann die Taufe spenden.
a) Das wird bestritten. Denn: I. Niemand giebt, was er nicht hat. Der nichtgetaufte hat aber nicht das Sakrament der Taufe. Also kann er es nicht spenden. II. Als Diener der Kirche spendet jeder die Taufe. Der aber selber nicht getauft ist, gehört gar nicht zur Kirche. III. Mehr ist es, ein Sakrament spenden als eines empfangen. Ein nichtgetaufter kann aber kein Sakrament empfangen. Also kann er keines spenden. Auf der anderen Seite sagt Jsidor (cap. si quis per ignorant. I. q. 1.): „Der Römische Papst urteilt nicht über den Menschen, der tauft; sondern er hält fest, daß der heilige Geist die Taufgnade gebe, mag es auch ein Heide sein, der tauft.“
b) Ich antworte; diese Frage habe Augustinus unentschieden gelassen. Denn er schreibt gegen Parmenianus (II. c. 13.): „Eine andere Frage ist die, ob von denen, die selbst nie getauft worden sind, die Taufe gespendet werden kann; und hier muß man nicht vermessen entscheiden wollen ohne die Autorität eines derartigen Konzils, wie es für eine solche Frage genügend wäre.“ Nachher ist jedoch von der Kirche entschieden worden, daß wer auch immer, sei es ein Jude sei es ein Heide, die Taufe spendet, sie gültig spendet, wenn er nur die von der Kirche vorgeschriebene Form einhält. Deshalb erklärt Nikolaus I. (ad Bulg. c. 104.): „Ihr sagt, ein Jude oder, ihr wißt dies nicht recht, es kann auch ein Heide gewesen sein, hätte viele von euch getauft; — und ihr fragt, was ihr da thun sollt. In der That; ihr dürft nicht wiedertaufen, wenn die Taufe gespendet worden ist im Namen der heiligsten Dreieinigkeit; ist aber die von der Kirche vorgeschriebene Form nicht eingehalten worden, so ist das Sakrament nicht gespendet.“ Und danach ist zu verstehen, was Gregor III. (ep. 1. can. 1.) an den Bischof Bonifacius schreibt: „Du meinst, die Heiden hätten manche bei euch getauft (nämlich so, daß die Form der Kirche nicht eingehalten worden war); wir befehlen, daß Du sie nun neu taufest im Namen der Dreieinigkeit.“ Der Grund davon ist: Wie von seiten der Materie jegliches Wasser genügt, so genügt auf seiten des Spenders, daß er Mensch ist. Also kann im Falle der Not auch ein ungetaufter gültig taufen. Wenn also zwei nichtgetaufte zusammen sind, so kann zuerst der eine den anderen taufen und dann der getaufte den noch ungetauften; und so empfangen beide nicht nur das Sakrament, sondern auch dessen sachlichen Inhalt, die Wirkung, die res. Bestände aber kein Fall der Not, so würde jeder von beiden schwer sündigen, der taufende und der getaufte; und so empfingen sie wohl das Sakrament selber, jedoch nicht die res, den sachlichen Inhalt, die Wirkung des Sakramentes d. h. die Gnade.
c) 1. Christus tauft innerlich, der Mensch ist bloß äußerlich das Werkzeug. Christus aber kann sich aller Menschen bedienen, wozu Er will. Deshalb sagt Nikolaus 1. (l. c.): „Die Taufe gehört Christo an, nicht dem ungetauften, der da tauft“ (cf. 3. cont. Cresc. 6.). II. Der betreffende ungetaufte kann zur Kirche gehören seiner thatsächlichen Absicht und der Ähnlichkeit dessen nach, was er da thut; insofern er nämlich thun will das, was die Kirche thut und die von der Kirche gebrauchte Form in seinem Taufen einhält. Und so wirkt er durch die Kraft Christi, der sie nicht an die getauften gebunden hat wie auch nicht unwiderruflich an die sakramentalen Zeichen. III. Kein Sakrament ist von so hoher Notwendigkeit wie die Taufe. Und deshalb gestattet die Kirche vielmehr, daß ein ungetaufter taufe, wie daß er andere Sakramente empfange.
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