Neunter Artikel. Die Verstellung ist ein Hindernis für die Wirkung der Taufe.
a) Dies scheint nicht. Denn: I. „Wer in Christo getauft ist, hat Christum angezogen,“ nach Gal. 3. Alle aber, die getauft werden, sind dies in Christo. Also alle ziehen Christum an; d. h. sie empfangen die Wirkung der Taufe und so hindert die Verstellung nichts. II. In der Taufe wirkt die göttliche Kraft, welche den Willen des Menschen zum Guten hinkehren kann. Die Wirkung der einwirkenden Ursache aber kann nicht gehindert werden durch das, was von dieser selben Ursache her entfernt werden kann. Also hindert die Verstellung in nichts die Wirkungen der Taufe. III. Eine Wirkung der Taufe ist die Gnade, wodurch die Sünden hinweggenommen werden. Viele schwerere Sünden aber giebt es, die von der Gnade trotzdem hinweggenommen werden, wie die Verstellung. Auf der anderen Seite „flieht der heilige die Verstellung, als ob man der heilsamen Zucht sich unterwerfen wollte“ (Sap. 1.). Die Wirkung der Taufe aber ist vom heiligen Geiste. Also hindert die Verstellung die Wirkung der Taufe.
b) Ich antworte, daß nach Damascenus (2. de orth. fide 30.) „Gott nicht zwingt zur Gerechtigkeit.“ Also muß der Mensch, um durch die Taufe gerechtfertigt zu werden, diese und ihre Wirkung wollen. Es verstellt sich aber jemand dadurch, daß sein innerer Wille widerspricht der Taufe und deren Wirkung. Denn nach Augustin kann sich in viererlei Weise jemand verstellen (1. de bapt. cont. Donat. 12.): 1. Wenn er nicht den Glauben hat, da doch die Taufe das Sakrament des Glaubens ist; — 2. wenn er das Sakrament selbst verachtet; — 3. wenn er anders tauft als der Ritus der Kirche vorschreibt; — 4. wenn er ohne alle Andacht hinzutritt. Offenbar also hindert Verstellung die Wirkung der Taufe.
c) I. In Christo werden 1. jene getauft, die Ihm gleichförmig werden durch Liebe und Glaube; und diese ziehen Christum an durch die Gnade; — 2. jene, die bloß das Sakrament empfangen; und so ziehen sie Christum an gemäß der Gleichförmigkeit mit Christo, wie solche im sakramentalen Charakter begründet ist; nicht aber der Gnade nach. II. Ändert Gott den Willen, so giebt es da keine Verstellung. Aber dazu hat nicht das Sakrament zu dienen, daß einer von seiner Verstellunggeheilt wird, sondem daß er in aller Aufrichtigkeit herantretend gerechtfertigt werde. III. Es verstellt sich jemand, wenn er etwas Anderes äußerlich darstellt, als er innerlich will. Wer nun zur Taufe herantritt, der zeigt damit, er wolle den rechten Glauben Christi haben, das Sakrament in Ehren halten, Christo gleichförmig sein und von der Sünde lasten. Will also jemand noch immer weiter irgend einer Sünde anhängen, so verstellt er sich als Täufling; und das heißt ohne Andacht hinzutreten. Dies ist aber von der schweren, nicht von der läßlichen Sünde zu verstehen. Die Verstellung also schließt hier jede Art Sünde ein.
