Vierter Artikel. Die Form der Firmung ist zukömmlich.
a) Sie ist es nicht. Denn: I. Diese Form: „Ich zeichne dich mit dem Zeichen des Kreuzes und festige dich durch den Chrisam des Heiles im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes“ hat weder Christus eingesetzt, noch liest man, daß die Apostel sich ihrer bedient haben. II. Dieser Form bedienen sich nicht alle. Vielmehr wird an manchen Orten gesagt: „Ich festige dich mit dem Chrisam der Heiligung.“ Also ist dies keine zukömmliche Form; denn eine solche muß überall dieselbe sein. III. Die Form der Firmung müßte der Form bei der Taufe entsprechen, da die Firmung nur die Vollendung der Taufe ist. Bei der Taufe wird aber weder das Kreuz erwähnt (obgleich mit der Taufe der Mensch in Christo stirbt), noch der sakramentale Charakter, noch die Wirkung des Heiles, da doch die Taufe zum Heile notwendiger ist wie die Firmung. Auch wird in der Taufe nur eine Thätigkeit erwähnt und die Person des Spenders besonders hervorgehoben durch das ego. Also ist die Form der Firmung nicht passend. Auf der anderen Seite steht die Autorität der Kirche,
b) Ich antworte, die besagte Form sei zukömmlich. Denn sie enthält Alles, was zur Wesensnatur dieses Sakramentes gehört; wie ja überhaupt die Form das Wesen eines Dinges herstellt. Denn in diesem Sakramente wird der heilige Geist gegeben zur Kräftigung im Streite. Danach also wird in dieser Form erwähnt: 1. die Hauptursache, nämlich die Dreieinigkeit, in den Worten „im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes“; — 2. die Kräftigung des Geistes in: „Ich festige dich“; — 3. das Zeichen, unter dem gekämpft wird, wie ja auch die Soldaten das Zeichen ihrer Heerführer erhalten, und dies liegt in den Worten: „Ich zeichne dich . . .“; denn im Kreuze hat unser König triumphiert (Koloss. 2.).
c) I. Manchmal ward bei den Aposteln die Wirkung dieses Sakramentes, nämlich die Fülle des heiligen Geistes, angezeigt durch wunderbare, sinnlich wahrzunehmende Thatsachen; und dann war weder die Materie diesesSakramentes notwendig noch die Form. Bisweilen aber waren sie die Spender dieses Sakramentes; und dann bedienten sie sich jener Materie und jener Form, die Christus ihnen vorgeschrieben. Vieles nämlich beobachteten die Apostel in der Spendung der Sakramente, was in der Schrift nicht niedergelegt ist. Deshalb sagt Dionysius (c. ult. de eccl. hier.): „Jene Anrufungen, welche zur Vollendung der Sakramente dienen (die Worte der Form), dürfen gerechterweise jene, welche die Schrift erklären, nicht aus dem Geheimnisvollen übergeben der Öffentlichkeit, weder nämlich ihren mystischen Inhalt noch die in ihnen wirkenden Kräfte Gottes; vielmehr lehrt sie unsere heilige Überlieferung im geheimen, still.“ Paulus aber sagt (1. Kor. II.): „Das Übrige werde ich, wenn ich komme, einrichten.“ II. Die Heiligung ist die Ursache des Heiles. Also fallen diese zwei Ausdrücke in eins zusammen. III. Die Taufe ist die einfache Wiedererzeugung zum Leben, kraft dessen jemand für sich lebt; und deshalb steht in der Taufform ausgedrückt nur eine Thätigkeit, die nämlich auf die Heiligung des Menschen selber sich erstreckt. Dieses Sakrament aber soll nicht nur den Menschen in sich selbst heiligen, sondern auch ihn stärken, daß er sich aussetze dem Kampfe, der von außen her kommt. Und deshalb geschieht da nicht allein Erwähnung der inneren Heiligung in den Worten: „Ich festige dich mit dem Chrisam des Heiles“; sondern der Mensch wird auch gezeichnet äußerlich wie zür Schlacht mit dem Kreuzzeichen, indem gesagt wird: „Ich zeichne dich etc.“ Bei der Taufe zudem wird im Worte selber „taufen“, d. h. „abwaschen“, mitverstanden die Wirkung des Heiles, nämlich die Abwaschung von Sünden, und zugleich die Materie; was bei der Firmung im Worte des Festigens nicht der Fall ist. Das ego endlich bei der Taufe ist nicht notwendig. Es steht dabei, um die Absicht zu taufen so recht auszudrücken; was bei der Firmung, die von einem so hervorragenden Spender erteilt wird, nicht erfordert ist.
