Neunter Artikel. Dieses Sakrament wird dem Menschen an der Stirne gespendet.
a) Dies dürfte nicht sein. Denn: I. Die Firmung ist die Vollendung der Taufe, diese aber wird dem Menschen am ganzen Körper gespendet; und so muß die Firmung dem entsprechen. II. Geistige Kraft verleiht dieses Sakrament. Solche aber ist meist im Herzen. Also am Herzen müßte es gespendet werden, nicht an der Stirne. III. Den Glauben soll der Mensch frei bekennen kraft dieses Sakramentes. Also müßte nach Röm. 10. der Mund gezeichnet werden. Auf der anderen Seite sagt Rhabanus (l. c.): „In der Taufe wird der Mensch durch den Priester am Scheitel mit Chrisam gezeichnet; in der Firmung durch den Bischof an der Stirne.“
b) Ich antworte; aus zwei Gründen wird der Firmling an der Stirne gezeichnet: 1. weil er mit dem Zeichen des Kreuzes geschmückt wird wie der Soldat mit dem Zeichen des Heerführers; ein solches Zeichen aber muß offen vorliegen. Da nun die Stirne am meisten unter allen Körperteilen offenbar ist, denn sie wird fast nie verhüllt, so wird die Stirne gesalbt, damit nun der Mensch sich offen zeige als Christ; wie auch die Apostel sich nach der Herabkunft des heiligen Geistes offen zeigten vor aller Welt. 2. Die Furcht und die Scham hindern am meisten das freie Bekenntnis des Glaubens. Von beiden erscheint das Anzeichen am meisten in der Stirne, einerseits wegen der Nähe des Organs der Einbildungskraft und andererseits weil die Lebensgeister direkt vom Herzen zur Stirne hinaufsteigen. „Die sich schämen, erröten“ deshalb und „die sich fürchten, erblassen,“ heißt es 4 Ethic. ult. Damit also weder aus Furcht noch aus Scham der Mensch das freie Bekenntnis Christi unterlaffe, wird er an der Stirne gesirmt.
c) I. Durch die Taufe werden wir wiedergeboren zu geistigem Leben, was den ganzen Menschen angeht. In der Firmung werden wir gekräftigt zum Kampfe; und das Zeichen davon wird an der Stirne getragen wie an einer ganz offenbaren Stelle. II. Das Princip der Stärke ist im Herzen, das Zeichen erscheint an der Stirne; nach Ezech. 3.: „Siehe, ich habe gemacht deine Stirne härter wie die ihrigen.“ Deshalb gehört die Eucharistie, wodurch jemand in sich selbst gefestigt wird, zum Herzen, nach Ps. 103.: „Das Brot stärkt des Menschen Herz;“ das Sakrament der Firmung aber wird erfordert als Zeichen der Stärke gegenüber den anderen und deshalb wird es an der Stirne gespendet. III. Dieses Sakrament wird gegeben, um frei zu bekennen; nicht einzig um schlechthin zu bekennen, was ja auch in der Taufe geschieht.Deshalb darf es nicht auf dem Munde gegeben werden, sondern auf der Stirne, wo die Zeichen der Leidenschaften erscheinen, durch welche ein freies Bekenntnis gehindert wird.
