Siebenter Artikel. Die sakramentalen Gestalten werden gebrochen in diesem Sakramente.
a) Das Gegenteil wird geltend gemacht. Denn: I. Die Körper sind geeignet gebrochen zu werden „wegen verschiedenen bestimmten Lagen der Poren“ (4. Meteor. summa 3. c. 11). Dies kann aber von den sakramentalen Gestalten nicht gesagt werden. II. Dem Brechen folgt ein Tönen. Die sakramentalen Gestalten aber sind dem Tönen nicht zugänglich. Denn „was tönen kann, ist ein harter Körper mit einer sanften glatten Oberfläche“ (2. de anima). Also sind die sakramentalen Gestalten nicht zu brechen. III. Das Nämliche wird gegessen, gebrochen und zerstückelt. Der wahre Leib Christi aber wird gegessen, nach Joh. 6, 57. Also wird der Leib Christi gebrochen und zerstückelt; nicht die Gestalten. Deshalb heißt es im Bekenntnisse Berengars (c. Ego Berengar de consecr. dist. 2.): „Ich stimme überein mit der Römischen Kirche und bekenne mit dem Munde und mit dem Herzen, das Brot und der Wein, was auf den Altar gelegt wird, sei nach der Konsekration der wahre Leib und das wahre Blut Christi; und werde in Wahrheit als solcher von den Priestern berührt, gebrochen, gegessen und von den Zähnen der gläubigen zermalmt.“ Nicht also die sakramentalen Gestalten werden gebrochen. Auf der anderen Seite kommt einer Substanz das Zerbrechen oder Teilen zu gemäß dem Umfange. Nur aber die Gestalten werden da geteilt; denn weder ist dies zukömmlich dem Leibe Christi, der unvergänglich ist, noch der Substanz des Brotes und Weines, die nicht mehr besteht. Also die Gestalten werden gebrochen.
b) Ich antworte; bei den alten bestand mit Rücksicht darauf eine doppelte Meinung. Die einen nahmen an, es sei im Sakramente selber thatsächlich kein Brechen, sondern dies vollziehe sich nur in den Augen der sehenden. Das aber ist falsch. Denn der Sinn wird in diesem Sakramente der Wahrheit nicht getäuscht mit Rücksicht auf seinen eigensten Gegenstand, worüber es seine Natur ist, zu urteilen. Ein solcher Gegenstand aber ist das Brechen, wodurch aus der Einheit eine Vielheit wird; denn dies gehört unter die gemeinsam allen Sinnen zugehörigen Gegenstände, die sensibilia communia nach 2. de anima. Andere deshalb sagten, es sei da ein wirkliches Brechen, aber ohne daß dafür etwas als Subjekt zu Grunde läge. Aber auch dies ist gegen die einfache sinnliche Wahrnehmung. Denn es erscheint da etwas Umfangreiches, was vorher etwas Einiges war und dann in mehrere Teile geteilt worden ist; und dieses muß als zu Grunde liegendes Subjekt des Teilens betrachtet werden.Es kann aber nicht Christi Leib gebrochen werden, der 1. unvergänglich und leidensunfähig und, 2. unter jedem Teilchen der Gestalten ganz gegenwärtig ist. Also hat dieses Brechen zum Subjekt, wie alle anderen Accidentien, den Umfang. Und wie die sakramentalen Gestalten das Sakrament oder das äußere Zeichen sind des wahren Leibes Christi; so ist das Brechen dieser Gestalten das Sakrament oder äußere Zeichen des Leidens Christi, welches im wahren Leibe Christi war.
c) I. Wie „dünn“ und „dicht“ in den sakramentalen Gestalten verbleibt, so auch die Porosität und somit die Brechbarkeit. II. Der Dichtigkeit folgt die Härte. Also bleibt die Härte in den Gestalten und somit können sie tönen. III. Was in seiner eigenen Gestalt gegessen wird; dieses Nämliche wird auch gebrochen und zermalmt. Der Leib Christi aber wird nicht in seiner eigenen Gestalt gegessen, sondern unter den sakramentalen Gestalten. Deshalb sagt Augustin zu Joh. 6. (caro non prodest): „Dies ist zu verstehen von jenen, welche die Worte des Herrn fleischlich auffaßten; die da meinten, sein Fleisch sollte zerrissen werden, wie man einen toten Körper zerfleischt.“ Und deshalb wird der Leib Christi nicht gebrochen, außer unter der sakramentalen Gestalt. Danach ist das Bekenntnis Berengars zu verstehen, daß das Brechen und Zermalmen mit den Zähnen auf die sakramentale Gestalt bezogen wird, unter welcher wahrhaft ist der Leib Christi.
