Achter Artikel. Das Zugießen einer fremden Flüssigkeit zum konsekrierten Weine.
a) Es darf nichts hinzugegossen werden. Denn: I. Was mit etwas Anderem vermischt wird, erhält dessen Beschaffenheit. Keine Flüssigkeit aber kann, zum konsekrierten Weine hinzugegossen, dessen Beschaffenheit erlangen; denn da besteht die äußere Gestalt ohne Subjekt, d. h. ohne Stoff. II. Was mit etwas Anderem vermischt wird, das wird Eines mit diesem. Was aber an Flüssigkeit zum konsekrierten Weine gemischt wird, kann nicht Eines werden 1. mit den sakramentalen Gestalten; denn diese sind reine Aceidentien oder Eigenschaften und die zugemischte Flüssigkeit ist Substanz; — es kann nicht Eines werden 2. mit der Substanz des Blutes Christi, das unvergänglich ist, also kein Mehr und kein Minder zuläßt. Also kann keine Flüssigkeit mit dem konsekrierten Weine gemischt werden. III. Wird eine Flüssigkeit mit konsekriertem Weine vermischt, so wird auch sie etwas Kousekriertes; wie Wasser, welches zu Weihwasser gethan wird, mit Weihwasser wird. Nun ist der konsekrierte Wein das wirkliche Blut Christi. Also würde man Christi Blut haben anders als kraft der Konsekration; was unzulässig ist. IV. Wenn von zwei Flüssigkeiten, die man mischt, die eine vollständig verdorben wird und somit vergeht, so besteht keine Mischung mehr (l. de gener.). Beim Hinzumischen von irgend welcher Feuchtigkeit zum sakramentalen Weine scheint aber zu vergehen und verdorben zu werden die ganze Gestalt des Weines, so daß aufhört, da gegenwärtig zu sein das Blut Christi; einerseits weil „groß“ und „klein“ die Unterschiede sind im Bereiche des Umfanges und denselben zu einem anderen, verschiedenen machen wie „weiß“ und „schwarz“ die Farbe zu einer anderen, verschiedenen macht; andererseits weil die hinzugemischte Flüssigkeit, da sie kein Hindernis findet, überallhin sich verbreitet in der Gestalt des Weines und so da aufhört die Substanz des Blutes, welche nicht zugleich sein kann mit einer anderen Substanz. Also kann zum konsekrierten Weine nichts hinzugegossen werden. Auf der anderen Seite ist es für den Sinn wahrnehmbar, wie nach und vor der Konsekration eine andere Flüssigkeit hinzugemischt werden kann.
b) Ich antworte, die Wahrheit sei in diesem Punkte bereits offenbar aus dem Gesagten. Denn die Gestalten erhalten durch die Konsekration in diesem Sakramente die Kraft, in der Weise der Substanz zu sein und so zu wirken und zu leiden, als ob die Substanz von Brot und Wein noch da wäre. Würde aber die Substanz des Weines noch zugegen sein, so könnte offenbar eine andere Flüssigkeit hinzugemischt werden. Dabei ist jedoch die Wirkung zu berücksichtigen sowohl in Anbetracht der Form oder inneren Beschaffenheit der besagten Flüssigkeit wie auch in Anbetracht der Quantität. Denn wird in solcher Quantität Flüssigkeit hinzugemischt, daß sie den ganzen Wein durchdringt, so wird da das Ganze eine Mischung und nicht mehr wird es Wein sein. Wäre nun in diesem Falle das Hinzugemischte von einer anderen Beschaffenheit, z. B. Wasser, so wäre da nicht mehr die Gattung „Wein“. Würde aber die hinzugemischte Flüssigkeit wieder Wein sein, so bliebe zwar der Gattung nach Wein, aber nicht wäre es der Zahl nach der nämliche Wein; was aus der Verschiedenheit der Accidentien hervorgeht, wie wenn man weißen Wein zu rotem mischt. Ist jedoch die Quantität des Hinzugemischten eine sehr kleine, so daß nicht der ganze Wein eine Mischung wird, d. h. etwas Drittes; so würde ein Teil wegen der Vermischung mit einer sremden Flüssigkeit der Zahl nach nicht der nämliche bleiben wie früher; aber er würde der Gattung nach der nämliche bleiben und zwar nicht bloß wenn die hinzugemischte Flüssigkeit der nämlichen Gattung zugehört, selbst also Wein ist, sondern auch wenn sie einer anderen Gattung zugehört; denn ein Tropfen Wasser, vielem Weine zugemischt, geht über in die Gattung „Wein“. Offenbar nun bleibt der Leib und das Blut Christi im Sakramente, so lange die äußeren Gestalten der Zahl nach die nämlichen bleiben; denn dieses Brot und dieser Wein wird konsekriert. Geschieht also die Hinzumischung in solcher Quantität, daß der Zahl nach ganz und gar nicht Ein und dasselbe bleibt, sondern ein Drittes, sei es mit derselben Gattung sei es mit einer anderen, entsteht; so bleibt nicht der Leib und das Blut Christi gegenwärtig. Wird aber so wenig beigemischt, daß die Flüssigkeit bloß bis zu einem Teile des konsekrierten Weines hindurchdringt, so wird aufhören in diesem Teile zu sein das Blut Christi und wird bleiben im anderen.
c) I. Innocenz III. sagt (c. Cum Martae de celebr. miss.): „Die Accidentien selber scheinen zu beeinflussen den ihnen entgegengesetzten Wein; denn wird etwas Wasser hinzugemischt, so bekommt dieses den Geschmack des Weines. Die Accidentien also verändern das Subjekt und das Subjekt wieder verändert die Accidentien; denn die Natur weicht zurück vor dem Wunder und über die Gewohnheit hinaus wirkt die Kraft.“ Das ist aber nicht so zu verstehen, als ob nun der Zahl nach dasselbe Accidens, welches früher im Weine war vor der Konsekration, nachher sei im zugesetzten Weine; — sondern eine solche Veränderung geschieht durch Einwirken, dadie Accidentien der Gestalt des Weines behalten die Wirksamkeit der Substanz des Weines. II. In keiner Weise mischt sich die neue Flüssigkeit hinzu zur Substanz des Blutes Christi, sondern zu den sakramentalen Gestalten, in der Weise wie auch diese Gestalten etwas erzeugen können und unter etwas leiden. Werden sie ganz und gar verdorben, so bleibt das Blut nicht mehr. Werden sie in einem Teile verdorben, so hat die Gestalt des Weines im genannten Falle den nämlichen fortgesetzten ununterbrochenen Umfang wie vorher; aber die Art und Weise zu sein ist nicht mehr dieselbe. Der eine Teil wird in einem Subjekte sein, wo nämlich wegen der Mischung das Blut Christi nicht mehr ist; der andere wird ohne Subjekt sein, wo nämlich die Flüssigkeit nicht hingedrungen ist und somit das Blut fortfährt zu sein. Es ist dann, wie wenn ein und derselbe Körper aus zwei Metallen zusammengesetzt ist. III. Innocenz III. sagt: „Wird nach der Konsekration noch Wein in den Kelch gegossen, so geht dieser nicht in Blut über und wird nicht mit dem Blute vermischt; sondern mit den Accidentien des vorher bestehenden Weines wird er vermischt.“ Das ist zu verstehen für den Fall, daß nicht das Ganze beeinflußt wird und so ganz und gar das Blut aufhört, zugegen zu sein. Bleibt das Blut im anderen Teile bestehen, so berührt er dasselbe gemäß der Gestalt des Weines und nicht in dessen eigener Substanz. Die Weihe des Wassers macht keine Änderung in dessen Substanz. IV. Manche nahmen aus diesem Grunde an, jede, auch die geringste hinzugefügte Flüssigkeit mache, daß das Blut Christi aufhöre, gegenwärtig zu sein. Das zwingt aber nicht. Denn „groß“ und „klein“ machen nicht in der Natur des Umfangs einen Unterschied, wie weiß und schwarz in der Farbe; sondern in der Bestimmung des Maßes. Zudem kann die Flüssigkeit so gering sein, daß sie auch durch ihre Geringfügigkeit gehindert ist, überallhin durch das Ganze zu dringen und nicht allein durch den Umfang; wiewohl der Umfang in den Gestalten ebenfalls Widerstand leistet, obgleich ohne Subjekt; denn er wirkt, wie wenn die Substanz da wäre.
