Fünfter Artikel. Ein schlechter Priester konsekriert gültigerweise.
a) Dies scheint nicht. Denn: I. Hieronymus sagt (sup. Sophron. 3. Sacerdotes): „Die Priester, welche die heilige Eucharistie verwalten und das Blut des Herrn unter das Volk verteilen, handeln gottlos gegen das Gesetz Christi, wenn sie meinen, die bloßen Worte eines Sünders stellten die Eucharistie her und nicht thue dies sein Leben; nur das feierliche Gebet sei dazu notwendig, nicht die Verdienste des Priesters; — denn es steht geschrieben: Der Priester, der eine Makel hat, soll nicht an den Altar treten, um Opfergaben dem Herrn darzubringen.“ II. „Das Brot und der Wein geht in übernatürlicher Weise über alle Natur hinaus,“, so Damascenus (4. de orth. fide 14.), „über in den Leib und das Blut des Herrn durch die Ankunft des heiligen Geistes.“ Gregor aber sagt (decret. 1. q. 1. c. Sacrosancta): „Wie soll der zur Konstkration des göttlichen Mysteriums angerufene heilige Geist kommen, wenn der Priester, der ihn anfleht zu kommen, voll ist von Sündenschmutz?“ III. Dieses Sakrament wird vollendet durch den Segen des Priesters. Der Segen oder die Konsekration eines sündigen Priesters aber ist nicht wirksam, denn Malach. 2. heißt es: „Ich fluche eueren Segnungen.“ Und Dionysius schreibt (ep. 8.): „Ganz und gar fällt ab von der priesterlichen Stufe, der nicht erleuchtet ist. Allzu verwegen scheint mir ein solcher zu sein, wenn er Priesterliches behandeln will; unreine Gotteslästerungen (nicht sage ich Gebete) stößt er in aller Frechheit aus, wenn er nach Christi Einsetzung die göttlichen Symbole konsekriert.“ Auf der anderen Seite sagt Augustin (de corp. Domini 12. Paschasius): „In der heiligen katholischen Kirche wird nicht mehr das Mysterium des Leibes und Blutes Christi von einem guten vollbracht wie von einem schlechten Priester; denn dieses Mysterium vollendet sich nicht kraft der Verdienste des konsekrierenden, sondern kraft des schöpferischen Wortes und vermittelst der Macht des heiligen Geistes.“
b) Ich antworte; der Priester konsekriere nicht aus eigener Kraft, sondern namens und in der Person Christi. Nun hört einer nicht auf, ein Werkzeug oder ein Diener Christi zu sein dadurch daß er schlecht ist. Denn gute und schlechte Diener hat der Herr, nach Matth. 24.: „Wer, meinst du, ist der kluge und getreue Knecht“ und bald darauf: „Wenn aber dieser schlechte Diener sagt in seinem Herzen.“ Und der Apostel spricht: „So erachte uns jeder Mensch wie Diener und Knechte Christi“ und nachher: „Ich bin mir nichts bewußt, aber deshalb bin ich nicht gerechtfertigt“ (1. Kor. 4.); d. h. er war gewiß, ein Knecht Christi zu sein; nicht aber war er gewiß, gerecht zu sein. Und dies gehört der hervorragenden Gewalt, der potestas excellrntiae, Christi in den Sakramenten an, daß Ihm Gutes und Böses dient, und Alles durch seine Vorsehung zu seiner Ehre hingeordnet wird. Also können die Priester offenbar, auch wenn sie in schweren Sünden sind, gültig die Eucharistie konsekrieren.
c) I. Hieronymus weist jene Priester zurecht, die da meinten, es genüge dazu, daß man würdig konsekriere, einzig Priester zu sein. Er will also, daß die sündigen Priester vom Altare fernbleiben. Damit hat eraber nicht gesagt, daß, wenn sie wirklich konsekrieren, ihre Konsekration ungültig sei. II. Vor diesen Worten sagt Gelasius: „Die heilige Religion, welche in sich einschließt die katholische Zucht, beansprucht solche Ehrfurcht, daß man nur mit reinem Gewissen zu ihr hinantreten darf.“ Also will er nichts Anderes, als daß ein schlechter Priester nicht celebrieren soll. Wenn er hinzufügt: „Wie soll der so angerufene heilige Geist kommen?“ so muß man dies dahin verstehen, daß der heilige Geist nicht kommt auf Grund der Verdienste des Priesters, sondern durch die Kraft Christi, dessen Worte der Priester ausspricht. III. Die nämliche Handlung kann schlecht sein, wenn sie bezogen wird auf die schlechte Absicht des Knechtes; gut, wenn man sie bezieht auf die gute Absicht des Herrn, Also ist der Segen des Priesters, insoweit er von ihm als einem unwürdigen ausgeht, fluchwürdig und wie eine Lästerung anstatt Gebet zu sein; — insoweit er aber von Christo seine Wirksamkeit hat, ist er gut. Deshalb heißt es bezeichnend: „Ich will fluchen eueren Segnungen.“
