Vierter Artikel. Der Priester muß, wenn er konsekriert, auch das Sakrament nehmen.
a) Dazu ist er nicht gehalten. Denn: I. In allen anderen Weihungen oder Konsekrationen nimmt der weihende nicht für sich selbst den geweihten Stoff in Gebrauch; wie z. B. der den Chrisam weihende Bischof nicht sich selber damit salbt. Also ist dies auch hier keinerlei Notwendigkeit. II. In den anderen Sakramenten spendet der Spender das betreffende Sakrament nicht an sich selbst, wie niemand sich selber taufen darf. Also. III. Bisweilen erscheint kraft eines Wunders der Leib Christi auf dem Altare unter der Gestalt eines Kindes oder von Fleisch und Blut. Dies ist aber nicht geeignet, als Nahrung genommen zu werden. Also ist der Priester nicht immer verpflichtet, wenn er konsekriert, auch selber zu kommunizieren. Auf der anderen Seite heißt es im concil. Tolet. XII. can. 5. (l. c. cap. Relatum): „In aller Weise ist daran festzuhalten, daß, so oft der Priester das Blut und den Leib Christi konsekriert und opfert, er auch selber kommunizieren muß.“
b) Ich antworte; die Eucharistie sei Sakrament und Opfer. Wer aber opfert, der muß selber teilhaft werden des Opfers, weil das äußerlich dargebrachte Opfer das Zeichen des inneren Opfers ist, womit jemand sich selbst Gott darbringt (Aug. 10. de civ. Dei 5.). Darin also, daß er teilhat am Opfer, zeigt der Priester, er gehöre mit in den Bereich des innerlichen Opfers. Und ähnlich zeigt er dadurch, daß er das Opfer dem Volke spendet, er sei der Verwalter des Göttlichen, an dem er zu allererst Anteil haben muß (de eccl. hier. 3.). Er muß also die Kommunion nehmen, ehe er sie anderen reicht. „Was ist das für ein Opfer, an dem der opfernde selbst nicht teil hat,“ heißt es deshalb in dem erwähnten Kapitel. Dadurch aber eben nimmt der Priester am Opfer teil, daß er selbst vom Opfer nimmt, nach 1. Kor. 10.: „Sind jene nicht, welche die Opfergaben essen, teilnehmend am Altare?“ Der Priester also muß, wenn er konsekriert, vollständig (d. h. unter zwei Gestalten) dieses Sakrament nehmen.
c) I. Diese Weihungen sind kein Opfer. II. Die anderen Sakramente werden vollendet durch die Spendung selber; und es kann deshalb nicht der nämliche unter dem nämlichen Gesichtspunkte wirkend und leidend, gebend und empfangend sein; wie auch nicht der Priester sich selbst konsekriert. Dieses Sakrament aber ist vollendet vor der Spendung, sobald die Materie konsekriert ist. III. In diesem Falle ist der Leib und das Blut nicht zu nehmen. Denn Origenes sagt (hom. 7. in Levit.; 76. de consecr. dist. 2.): „Von dieser Opfergabe, welche zum Gedächtnisse Christi sich in wunderbarer Weise vollendet, ist es erlaubt zu essen; von jener Opfergabe aber, welche Christus am Kreuze darbrachte, darf man an sich, unter der eigenen Gestalt betrachtet, nicht essen.“ Deshalb übertritt aber der Priester kein kirchliches Gesetz, wenn er so den Leib und das Blut Christi nicht nimmt; denn, was durch ein Wunder geschieht, unterliegt keinen Gesetzen. Zu raten wäre, daß er von neuem den Leib und das Blut Christi konsekriere und so nehme.
