Achter Artikel. Ein degradierter, abgesetzter Priester konsekriert gültig.
a) Dies scheint nicht. Denn: I. Zum Konsekrieren gehört die Weihegewalt. Diese aber hat ein des priesterlichen Amtes entkleideter Priester nicht mehr. Er hat nur noch die Gewalt zu taufen (nach can. 1. q. 1. cap. Quod quidam, in append. Gratiani ad can. illum). II. Wer etwas giebt, kann es auch fortnehmen. Der Bischof giebt aber die Weihegewalt; also kann er sie auch wieder nehmen. III. Verlöre der degradierte Priester nur das Recht, seine Weihegewalt auszuüben und nicht diese Gewalt selber; so würde er nicht mehr verlieren wie der exkommunizierte. Er verliert aber thatsächlich mehr. Auf der anderen Seite beweist Augustin (2. cont. Parm. 13.), daß jene, die vom Glauben abfallen, der Taufe nicht ermangeln daraus weil sie zum Glauben zurückgekehrt nicht wieder getauft werden. Ebenso aber auch werden degradierte Priester, wenn sie mit der Kirche sich aussöhnen, nicht von neuem geweiht. Also verlieren sie nicht die Weihegewalt und können somit gültig konsekrieren.
b) Ich antworte; die Weihegewalt gehöre zum Charakter der Priesterweihe. Jeder solcher Charakter aber ist unzerstörbar; verlieren ja auch Kirchen, Altäre etc. niemals mehr ihre Konsekration: „Beides,“ so Augustin (l. c.) „sind Sakramente, die Taufe und die Priesterweihe; und jedes von diesen beiden Sakramenten wird dem Menschen vermittelst einer gewissen Konsekration oder Weihe gegeben; und so ist es nicht erlaubt, weder diePriesterweihe noch die Taufe zu wiederholen.“ Also kann der degradierte Priester gültig konsekrieren.
c) I. Dieser Kanon will nichts feststellen, sondern nur nachforschen und die Frage vorlegen, wie aus dem Zusammenhange erhellt. II. Der Bischof giebt die Weihegewalt nicht kraft eigener Gewalt, sondern vermöge der Kraft Gottes, dessen Wirkung durch den Menschen nicht fortgenommen werden kann, nach Matth. 19.: „Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen.“ Wie also wer tauft nicht nachher den Charakter der Taufe entfernen kann, so kann der Bischof nicht den Charakter als Wirkung der Priesterweihe fortnehmen. III. Die Exkommunikation ist nur Heilmittel, Medizin. Den exkommunizierten also wird die Ausübung der priesterlichen Gewalt nicht genommen, als ob dies nun für immer gelten sollte, sondern damit sie sich bessern. Den degradierten aber wird die Ausübung der priesterlichen Gewalt für immer genommen.
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