Neunter Artikel. Man darf von Häretikern, exkommunizierten und in Unkeuschheit lebenden etc. nicht die Kommunion nehmen und nicht ihre Messe hören.
a) Das darf man wohl. Denn: I. Nach Augustin (3. cont. Petilianum 9.) „vertreibt weder im guten noch im bösen Menschen etwas die Sakramente Gottes.“ Also wirken solche Priester ein wahrhaftes Sakrament, wenn sie konsekrieren; und sonach kann man ihre Messe hören und von ihnen die Kommunion empfangen. II. Der wahre Leib Christi stellt vor wie in der Figur den mystischen. Diese Priester aber stellen den wahren Leib Christi her. Also dürfen die Glieder des mystischen Leibes denselben in der Kommunion gebrauchen. III. Man darf die Messen anderer Priester hören, die in noch schwererem sündigen Zustande sind wie die unkeuschen. Also giebt es keinen Grund, warum man die Messen von Priestern hören, die in Unzucht leben, nicht sollte. Auf der anderen Seite heißt es dist. 32. cap. 5.: „Keiner soll die Messe eines Priesters hören, von dem er weiß, er lebe in Unzucht.“ Und Gregor der Große sagt (Dial. 3, c. 31.): „Der ungläubige Vater sandte einen arianischen Bischof zu seinem Sohne, damit dieser von dessen gottesräuberischer Hand die Kommunion erhielte. Der gottergebene Mann aber verschmähte den arianischen Bischof und warf ihm seine Treulosigkeit vor, wie es sich gebührte.“
b) Ich antworte, solche ketzerische oder in Sünde lebenden Priester haben die Weihegewalt, aber gebrauchen dieselbe schlecht und sündigen durch solchen Gebrauch. Wer aber mit einem anderen in der Sünde Gemeinschaft hat, der nimmt an dessen Sünde teil. Deshalb heißt es 2. Joh. 2.: „Wer ihn (den ketzerischen Menschen) grüßt, der nimmt teil an seinen bösen Werken.“ Man darf also von diesen Priestern nicht die Kommunion empfangen und nicht bei ihnen Messe hören. Es besteht da jedoch ein Unterschied. Denn die Ketzer, Schismatiker und exkommunizierte sind durch den Ausspruch der Kirche gehindert, ihre Weihegewalt zu gebrauchen. Wer auch immer also von ihnen die Kommunion oder irgend ein Sakrament empfängt oder bei ihnen Messe hört, sündigt. Nicht alle in Sünde lebenden Priester aber sind durch den Ausspruch der Kirche der Ausübung ihrer Weihegewalt beraubt. Sie mögen also vor Gott und ihrem Gewissen gehindert sein, zu konsekrieren und die Sakramente zu spenden; sie sind es aber nicht vor der Kirche. Und so darf man bis zum Spruche der Kirche bei ihnen kommunizieren und die Messe hören. Deshalb sagt Augustin zu 1. Kor. 5. (cum hujusmodi nec cibum sumere, hom. ult. inter 50.): „Dadurch daß der Apostel dies sagt, soll nicht ein bloßer Verdacht oder ein bloßes Mutmaßen den Menschen vom Menschen trennen und man soll sich kein Urteil anmaßen, das einem nicht gebührt; sondern das Gesetz Gottes muß nach der gesetzmäßigen Ordnung in der Kirche hier maßgebend sein; der betreffende Priester muß von selbst bekannt haben oder überwiesen sein.“
c) I. Wir fliehen nicht die Sakramente Gottes, wenn wir den Dienst solcher Priester nicht annehmen (eine so geweihte Hostie ist anzubeten); sondern wir ehren die Sakramente, indem wir nicht teilnehmen wollen an der Schuld unwürdiger Diener. II. Die Einheit des mystischen Leibes Christi ist die Frucht des wahren Leibes, den man empfangen. Wer aber unwürdig am Altare dient oder kommuniziert, hat keine geistige Frucht. Also dürfen jene, die in der Einheit der Kirche sind, nicht das Sakrament nehmen aus den Händen solcher unwürdiger. III. Wohl sind manche Sünden schwerer wie die Unzucht; aber die Menschen sind mehr zu ihr hingeneigt wegen der Begierlichkeit des Fleisches. Deshalb ist diese Sünde zumal den Priestern verboten; und es ist verboten, daß jemand Messe höre bei einem bekanntermaßen in Unzucht lebenden Priester.
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