Vierter Artikel. Das Händeauflegen von seiten des Priesters ist in diesem Sakramente nicht erfordert.
a) Das ist wohl erfordert. Denn: I. Matth. ult. heißt es: „Sie werden den kranken die Hände auflegen und diesen wird es gut gehen.“ Solche geistig kranke aber sind die Sünder. II. Im Sakramente der Buße erlangt der Mensch wieder den verlorenen heiligen Geist, nach Ps. 50.: „Gieb mir zurück die Freude an meinem Heile und mit fürstlichem Geiste befestige mich.“ Der heilige Geist aber wird gegeben durch Händeauflegen, nach Act. 8, 17. und nach dem Beispiele des Herrn selber (Matth. 19, 19.), wo er den kleinen die Hände auflegte. III. Die Worte des Priesters haben hier keine größere Wirksamkeit wie in den anderen Sakramenten. In diesen aber muß mit den Wortendes Spenders eine gewisse Thätigkeit verbunden sein; wie z. B. daß der taufende Wasser ausschüttet über den Täufling, während er spricht: „Jch taufe dich.“ Also muß hier auch eine Thätigkeit wie Händeauflegen mit den Worten der Form verbunden sein. Auf der anderen Seite hat der Herr, als Er dem Petrus sagte: „Was du lösen wirst“, eines Händeauflegens keineswegs erwähnt; und auch nicht als Er allen Aposteln sagte: „Denen ihr die Sünden nachlasset.“
b) Ich antworte; das Händeauflegen bedeute im Bereiche der Sakramente eine reichliche Wirkung der Gnade, so daß die Gnade von den Spendern, in denen sie in reicher Fülle sein muß, gleichsam sich fortsetzt bis zu den anderen. Im Sakramente der Firmung also, wo die Fülle des heiligen Geistes herabkommt, und in der Priesterweihe, welche eine große Gewalt verleiht in den heiligen Mysterien, werden die Hände aufgelegt, nach 2. Tim. I, 6. Die Wirkung der Buße aber ist nicht eine hervorragende Gnadengabe, sondern die Entfernung der Sünde. Also wird da kein Händeauflegen erfordert, wie auch nicht bei der Taufe, wo doch der Sündennachlaß ein mehr vollendeter ist.
c) I. Jenes Händeauflegen ist kein sakramentales, sondern hat den Zweck, einem Wunder zu dienen; daß nämlich durch die Berührung mit der Hand eines heiligmäßigen Menschen auch die körperliche Krankheit fortgenommen wird, nach Mark. 6, 5. und Matth. 8. II. Nur das Empfangen des heiligen Geistes in einer gewissen Fülle, nicht jegliches erfordert ein Händeauflegen. III. In den Sakramenten, welche im Gebrauchen einer Materie bestehen, muß zu den Worten der Form eine äußere Handlung treten, welche diese bestimmte Materie anwendet, wie in der Taufe, der Firmung, der letzten Ölung. Hier aber stehen an der Stelle der Materie die Thätigkeiten des büßenden. Wie also in der Eucharistie durch das bloße Aussprechen der Worte über die Materie das Sakrament vollendet wird, so wird auch in der Buße das Sakrament vollendet durch die Worte allein des Priesters mit Rücksicht auf die im Sünder gebotene Materie. Wäre da eine äußerliche Thätigkeit noch vonnöten auf seiten des Priesters, so wäre mehr als das Händeauflegen das Kreuzzeichen am Platze zum Zeichen daß durch Christi Blut die Sünden getilgt morden sind. Doch ist nichts davon notwendig.
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