Zweiter Artikel. Die Reue, das Bekenntnis, die Genugthuung sind die Teile der Buße.
a) Dies sind sie nicht. Denn: I. Die Reue ist innerlich im Herzen; das Bekenntnis und die Genugthuung gehören zur äußerlichen, sinnlich wahrnehmbaren Buße. Die Reue also ist kein Teil eines Sakramentes, das ja dem ganzen Wesen nach ein äußerliches, sinnlich wahrnehmbares Zeichen ist. II. Im Sakramente des Neuen Bundes wird Gnade gewirkt, was bei der Genugthuung nicht der Fall ist. III. Es ist nicht dasselbe: die Frucht einer Sache und der Teil dieser nämlichen. Die Genugthuung aber ist eine Frucht der Buße, nach Luk. 3.: „Tragt Früchte, die würdig sind der Buße.“ IV. Die Buße steht gegenüber der Sünde. Diese aber vollendet sich allein in der Zustimmung im Innern des Herzens; also auch die Buße. Einzig somit die innerliche Reue ist die Buße. V. Auf der anderen Seite müßte auch die Lossprechung als die bestimmende Form wie ein Teil der Buße betrachtet werden; ist ja nicht nur der Leib, als das bestimmbare Moment, ein Teil des Menschen, sondern auch die Seele, als das bestimmende Moment.
b) Ich antworte; die Teile der Wesenheit eines Dinges sind Materie und Form; die logischen Teile die „Art“ und die Gattung. Danach hat jedes Sakrament als Teile die Form und Materie; und bestehen die Sakramente aus Sachen und Worten. Der Umfang aber hält sich auf seiten des Stoffes; und so sind die Teile im Umfange Teile des materialen Teiles. In diesem Sinne sprechen wir hier von Teilen der Buße, nämlich von Teilen auf seiten des büßenden, dessen Thätigkeiten die Materie des Sakramentes bilden. Anders aber vollzieht sich die Entgeltung in der Buße wie in der strafenden Gerechtigkeit. Denn bei letzterer wird das gerechte Gleichmaß hergestellt durch die Bestimmung des Richters und nicht gemäß dem Willen des Beleidigers. In der Buße aber wird das Gleichmaß oder die Entgeltung hergestellt durch den Willen des beleidigten Gottes und gemäß dem Willen des Sünders; denn hier wird mehr als das genaue Gleichmaß der Gerechtigkeit gesucht die Aussöhnung der Freundschaft. So wird also seitensdes büßenden erfordert: 1. der Wille, zu entgelten: die Reue; — 2. die Unterwerfung unter den Willen des Priesters, der die Stelle Gottes vertritt: das Bekenntnis; — 3. die Entgeltung nach dem Willen des Priesters: die Genugthuung.
c) I. Gemäß ihrem Wesen ist die Reue im Innern des Herzens und gehört so zur innerlichen Buße. Der in ihr enthaltenen Kraft nach aber gehört sie zur äußerlichen Buße; insofern sie in sich enthält den Vorsatz, zu bekennen und genugzuthun. II. Die Genugthuung wirkt Gnade, insoweit sie im Vorsatze enthalten ist; und sie vermehrt die Gnade, insoweit sie ausgeführt wird; wie dies auch in der Taufe bei den erwachsenen der Fall ist. III. Die Genugthuung ist ein Teil des Sakramentes der Buße, eine Frucht der Tugend der Buße. IV. Mehreres gehört zur Vollendung des Guten, „was ja aus der vollständigen Ursache hervorgeht“, wie zum Übel, „was aus einzelnen Mängeln entsteht“ (Dionys. 4. de div. nom.). Die Sünde also vollendet sich wohl in der innerlichen Zustimmung; zur Vervollständigung der Buße aber gehört die Reue des Herzens, das Bekenntnis des Mundes, die Genugthuung im Wirken. V. Oben beantwortet.
