Erster Artikel. Die Buße hat Teile.
a) Dies scheint nicht. Denn: I. Die Sakramente sind Werkzeuge für die verborgene Wirksamkeit der göttlichen Kraft zu Gunsten unserer Seele. Die göttliche Kraft aber ist eine ganz einfache. II. Die Buße als Tugend hat keine Teile; denn jede Tugend ist eine einfache Eigenschaft des Geistes. Als Sakrament hat sie auch keine Teile; denn man spricht bei keinem Sakramente von Teilen. Also hat sie überhaupt keine Teile. III. Die Materie der Buße ist die Sünde. Diese hat aber keine Teile. Auf der anderen Seite werden Teile einem Wesen zugeschrieben, das seine Vollständigkeit darauf begründet. Die Vollständigkeit der Buße aber setzt sich aus Mehrerem zusammen; nämlich aus der Reue, dem Bekenntnisse und der Genugthuung. Also hat sie Teile.
b) Ich antworte; die Teile eines Dinges sind jene, in welche dem bestimmbaren Elemente nach (materialiter) das Ganze zerlegt wird. Denn die Teile verhalten sich zum Ganzen wie das Bestimmbare zum formal Bestimmenden. Die Teile also stehen auf seiten des Materialen, das Ganze auf seiten der Formalursache. Wo demgemäß auf seiten des materialen, bestimmbaren Elementes eine Mehrheit besteht, da findet man auch das Fundament für Teile. Nun verhalten sich im Sakramente der Buße menschliche Thätigkeiten in der Weise der Materie. Da also mehrere menschliche Thätigkeiten erfordert werden für die Vollendung der Buße, so hat das Sakrament der Buße Teile.
c) I. Von seiten der darin wirkenden göttlichen Kraft wohnt jedemSakramente Einfachheit inne. Die göttliche Kraft aber kann wirken vermittelst von etwas Einigem und auch vermittelst einer Mehrheit; danach kann ein Sakrament Teile haben. II. Als Tugend hat die Buße keine Teile. Denn die menschlichen Thätigkeiten, deren es in der Buße mehrere giebt, sind nicht Teile im Zustande der Buße, sondern Wirkungen. Als Sakrament nur hat sie Teile. Dies ist bei den anderen Sakramenten nicht der Fall, weil da eine außen befindliche Sache Materie ist, sei es eine natürlich einfache wie Wasser und Öl; oder eine künstlich zusammengesetzte wie der Chrisam. Bei der Buße aber sind die menschlichen Thätigkeiten selber Materie. III. Die Sünden sind die entfernte Materie der Buße; insoweit sie nämlich Gegenstand oder Materie sind der menschlichen Thätigkeit, die da im eigentlichen Sinne die Materie der Buße als eines Sakramentes ist.
