Dritter Artikel. Es giebt Namen, die im eigentlichen Sinne von Gott gelten.
a) Es scheint dies falsch zu sein. Denn: I. Alle diese Namen, welche von Gott gelten, sind insgesamt von den Kreaturen hergenommen. Die Namen der Kreaturen aber werden nur im figürlichem Sinne von Gott ausgesagt: wie daß Gott ein Fels ist oder Löwe oder dergl. Also kein Name gilt von Gott im eigentlichen Sinne. II. Kein Name wird im eigentlichen Sinne über jemanden gebraucht, von dem er mit mehr Wahrheit entfernt als ausgesagt wird. Alle Namen aber wie „gut“, „weise“, werden von Gott mit mehr Wahrheit entfernt wie ausgesagt; wie dies aus Dionysius hervorgeht (de caeI. Hier. c. 2.). Also keiner gilt von Gott im eigentlichen Sinne. III. Namen von Körpern werden sicher nur im figürlichen Sinne Gott beigelegt. Aber alle solche Namen wie die hier gewollten bringen stoffliche Verhältnisse wesentlich mit sich wie Zeit, Zusammensetzung und andere körperliche Verhältnisse. Alle diese Namen gelten somit von Gott im figürlichen Sinne. Auf der anderen Seite sagt Ambrosius (2. de fide in princ. prol): „Es giebt Namen, welche offenbar das, was der Gottheit eigen bedeuten und welche die klare Wahrheit der göttlichen Majestät ausdrücken, andere aber werden nur figürlich gemäß einer gewissen Ähnlichkeit von Gott gebraucht.“ Nicht also alle Namen gelten von Gott im figürlichem Sinne sondern manche im eigentlichen.
b) Ich antworte, daß, wie bereits gesagt worden, wir Gott erkennen aus den Vorzügen, die den Kreaturen innewohnen. Dieselben sind freilich im unendlich dem Wesen nach erhöhtem Grade auch in Gott. Unsere Vernunft aber erfaßt sie nur, insoweit sie in den Kreaturen sich vorfinden und danach benennt der Mensch Gott. Deshalb ist in solchen Namen ein zweifaches Moment zu erwägen: einmal die Vollkommenheit selber, welche damit ausgedrückt ist wie die Güte, das Leben etc.; — und danach sind diese Vollkommenheiten im eigentlichen Sinne in Gott und zwar eigentlicher wie in den Kreaturen und werden von Gott nicht nebensächlich und unter Bedingung oder Beziehung auf anderes ausgesagt, sondern unbedingt und erst vorausgesetzt die Beziehung auf Gott von den Kreaturen aus. Dann kommt die Art und Weise wie sie bezeichnen in Betracht; — und nach dieser Seite werden sie nicht im eigentlichen Sinne von Gott ausgesagt, sondern insofern insofern sie den Kreaturen eine unvollkommene Seinsweise ausdrücken. I. Manche Namen bezeichnen in der Weise die Vorzüge, welche von Gott in die geschaffenen Dinge ausgehen, daß die unvollkommene Seinsweise, die sie in letzteren besitzen, in der Bezeichnung mit eingeschlossen ist; wie z. B. der Name „Stein“ u. dergl. Solche Namen dürfen von Gott nur figürlich ausgesagt werden. Andere jedoch drücken den betreffenden Vorzug unbedingt und unbeschränkt aus, ohne in sich irgend welche Unvollkommenheit notwendig einzuschließen, wie „gut“, „weise“. Solche Namen werden von Gott im eigentlichen Sinne ausgesagt. II. Dionysius spricht da von der unvollkommenen Seinsweise, welche diese Namen für die Kreaturen ausdrücken. Diese Seinsweise wird geleugnet, wenn von Gott die Rede ist. Deshalb fügt Dionysius dort hinzu, daß Gott dem Sein nach über alle Substanz und über alles Leben ist. III. Die Namen, welche im eigentlichen Sinne von Gott gelten, deuten wohl auf körperliche Verhältnisse hin, schließen dieselben aber in ihrer Berzeichnung nicht unbedingt ein und können deshalb unbedingt von Gott gelten. Solche Namen, welche in ihrer Bezeichnung selber körperliche Verhältnisse einnschließen, gelten von Gott nur im figürlichem Sinne.
