6.
Die heilige Martha war eine Heilige; aber man erzählt von ihr nicht, daß sie beschaulich gewesen. Was wollt ihr mehr verlangen, als dieser Glückseligen zu gleichen, die würdig war, Christus, unseren Herrn, so oft in ihrem Hause zu beherbergen, ihm Speise zu reichen, ihn zu bedienen und mit ihm an demselben Tische zu essen? Wäre sie immer in Beschauung vertieft gewesen wie Magdalena, so hätte niemand diesem göttlichen Gaste zu essen gegeben. Denkt euch, dieses Kloster sei das Haus der heiligen Martha, in dem es Leute beiderlei Art geben muß! Darum sollen jene, die auf dem Wege des tätigen Lebens geleitet werden, nicht murren über die, die ganz der Beschauung hingegeben sind; denn sie wissen, daß der Herr dieselben verteidigen werde, wenn sie auch schweigen, da er sie meist auf sich selbst und auf alles vergessen läßt.
