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Werke Origenes († 253/54) Contra Celsum Gegen Celsus (BKV)
Erstes Buch

25.

Und vielleicht ist es ebenso gefährlich, den Namen Gottes oder des (höchsten) Gutes auf Dinge anzuwenden, denen er nicht gebührt, als die in einer gewissen geheimen Lehre gebräuchlichen Namen zu verwechseln und die den geringeren Wesen gebührenden Namen den höheren, oder die den höheren Wesen gebührenden den geringeren zu geben. Ich will nicht erwähnen, S. 34 dass man bei den Namen Zeus sofort auch an den Sohn des Kronos und der Rea denkt, an den Gemahl der Hera, an den Bruder des Poseidon, an den Vater der Athene und Artemis, an den Schänder seiner Tochter Persephone, oder bei dem Namen Apollo sofort auch an den Sohn der Leto und des Zeus, an den Bruder der Artemis und den Bruder des Hermes, da beide denselben Vater haben, und was sonst noch alles die weisen Erfinder der Glaubenssätze des Celsus und alle griechischen Theologen zu berichten wissen. Wie wäre denn die Auswahl möglich, dass zwar Zeus mit Recht so genannt würde, aber sein Vater nicht Kronos, und seine Mutter nicht Rhea wäre? Das gleiche gilt auch von den andern, die Götter genannt wurden. Dieser Vorwurf aber haftet keineswegs denen an, die nach einer gewissen geheimnisvollen Lehre Gott den Namen Sabaoth oder Adonai oder einen der übrigen Namen beilegen.

Wer aber die geheimnisvolle Lehre von den Namen philosophisch behandeln kann, der wird auch in der Benennung der Engel Gottes gar viel ausgedrückt finden. Von diesen heißt einer Michael, ein anderer Gabriel, ein dritter Raphael; sie führen diese Namen mit Rücksicht auf die Ämter, die sie nach dem Willen des allmächtigen Gottes in dem Weltganzen zu verwalten haben. Zu derselben Wissenschaft, die sich mit den Namen befaßt, gehört auch der Name unseres Jesus, der vor aller Welt schon unzählige Dämonen aus den Seelen und Leibern ausgetrieben und seine wirksame Kraft an den Besessenen ausgeübt hat.

Ferner ist noch dies über das Kapitel von den Namen zu sagen. Die des Gebrauchs der Beschwörungen kundigen Leute erzählen, dass dieselbe Beschwörungsformel in der eigenen Mundart ausgesprochen das bewirke, was sie verheiße, aber in irgendeine beliebige andere Mundart übertragen, ihre Kraft, wie man sehen könne, verliere und unwirksam sei. Es liegt also nicht in den bloßen Bezeichnungen der Dinge, sondern in den Eigenschaften und Eigentümlichkeiten der Laute (und Worte) eine innere Kraft, die dieses oder jenes bewirkt. Mit solchen Gründen werden wir auch die Christen verteidigen S. 35 können, die entschlossen sind, lieber zu sterben, als ihren Gott Zeus zu nennen oder ihm einen jener Namen zu geben, die sich in den andern Sprachen finden. Denn entweder bekennen sie ohne nähere Bestimmung den gemeinsamen Namen „Gott“, oder sie geben diesem Namen einen Zusatz: „Gott, der Urheber aller Dinge, der Schöpfer Himmels und der Erde, der dem Menschengeschlecht diese und jene erleuchtete Männer gesandt hat“, deren Name verbunden mit dem Namen Gottes bei den Menschen eine gewisse Kraftwirkung vollbringt.1

Zu dem Kapitel der Namen aber könnte man noch vieles andere denen gegenüber vorbringen, die der Meinung sind, man brauche in der Anwendung derselben nicht wählerisch zu sein. Wird Plato bewundert, wenn er im Philebos sagt: „Meine Furcht, lieber Protarchos, bezüglich der Namen der Götter ist nicht gering“, nachdem Philebos, der mit Sokrates das Gespräch führt, die Lust eine Göttin genannt hatte2, um wie viel mehr werden wir dann den Christen wegen ihrer frommen Scheu Beifall schenken, da sie keinen der in der griechischen Sagengeschichte verwendeten Namen mit dem Schöpfer der Welt verknüpfen! Doch über diesen Punkt ist jetzt genug gesagt.


  1. Vgl. oben I 22. ↩

  2. Vgl. Plato, Phileb. c. 3 p. 12 BC. ↩

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