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Werke Johannes Chrysostomus (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Vierundsiebzigste Homilie. Kap. XXIII, V. 29-39.

2.

Siehe, wieviel der göttliche Heiland tut, um die Pharisäer zu retten! Er hatte gesagt: „Ihr verurteilet eure Väter, denn ihr sprechet: Wir hätten uns nicht mitbeteiligt“; schon das musste für sie Grund genug sein, in sich zu gehen. Er hatte gesagt: „Trotzdem ihr sie verurteilet, tut ihr doch noch Schlimmeres“; das war wieder geeignet, sie zu beschämen. Er hatte gesagt: „Es wird nicht ungerächt bleiben“; damit erinnert er sie an die Hölle, um ihnen recht große Furcht einzuflößen. Da die Hölle aber erst im Jenseits droht, stellt er ihnen auch die Strafen des Diesseits vor Augen: „All das wird über dieses Geschlecht kommen.“ Dabei hob er die unsägliche Schrecklichkeit der Strafe hervor, indem er erklärte, sie würden Grauenhafteres zu leiden haben, als sonst jemand. Aber alles war umsonst; sie blieben unverbesserlich. Wenn jemand fragte, warum sie strenger als andere gezüchtigt werden sollen, so möchte ich erwidern: Weil sie schlechter als andere gehandelt haben und durch kein Beispiel der Vergangenheit zur Einsicht gebracht werden konnten. Hast du nicht gehört, wie Lamech sprach: „Wenn Kain siebenmal gestraft wird, dann Lamech siebzigmal siebenmal“1 , d. h. ich habe eine härtere Strafe als Kain verdient. Und warum? Er hatte zwar nicht seinen Bruder erschlagen, aber er hatte aus dem Beispiele Kains keine Lehre gezogen. Ähnlich S. d1058 hat sich Gott an einer anderen Stelle geäußert: „Ich ahnde die Frevel der Väter an den Kindern bis ins dritte und vierte Geschlecht bei denen, die mich hassen“2 , nicht als würden sie für fremde Missetaten gestraft, sondern weil sie sich nicht bessern und dieselben Schandtaten begehen, trotzdem sie sahen, wie in der Vorzeit Sünder bestraft wurden. Daher ist es auch billig, dass sie wie jene bestraft werden.

Beachte auch, wie passend der Herr bei dieser Gelegenheit Abel erwähnt, um zu zeigen, dass es auch bei ihnen der Neid ist, der sie zu Mordtaten treibt. Was könntet ihr also noch entgegnen? sagt er gleichsam. Wisset ihr nicht, was Kain widerfahren ist? Sah etwa Gott ruhig zu, als der Mord geschehen war? Zog er ihn nicht vielmehr aufs strengste zur Rechenschaft? Habt ihr nicht gehört, wie es euren Vätern ergangen ist, als sie die Propheten umbrachten? Hat er sie nicht auf alle mögliche Weise gestraft und gezüchtigt? Allein, wozu spreche ich nur von euren Vätern und ihren Schicksalen? Du, der du deine Väter verurteilst, wie kannst du selbst noch schlechter handeln? Ihr habt es ja selbst ausgesprochen, dass er die Bösen böse verderben wird. Womit könnt ihr euch entschuldigen, wenn ihr also urteilet und dann doch solche Frevel verübet? Indes, um was für einen Zacharias handelt es sich hier? Einige halten ihn für den Vater des Johannes, andere für den Propheten, andere für einen Priester, der zwei Namen hatte und in der Schrift Jodae heißt. Beachte dann auch den Umstand, dass ihre Tat doppelt böse war; sie hatten nicht nur Heilige gemordet, sondern auch an heiliger Stätte. Suchte der Herr durch seine Worte die Juden zu erschüttern, so wollte er auch seine Jünger trösten durch den Hinweis darauf, dass schon vor ihnen auch die Gerechten leiden mussten. Auf jene wirkte er durch die schreckliche Weissagung, sie würden gleich ihren Vätern der strengsten Strafe verfallen. Er nennt seine Boten Propheten, Weise und Schriftgelehrte, um den Juden jede Ausflucht vorwegzunehmen. Sonst hätten sie ja die Ausrede gebrauchen können, er habe Leute S. d1059 aus dem Heidenvolke zu ihnen gesandt, und daran hätten sie Anstoß genommen. Nein, kann er sagen, ihre Mordlust und Blutgier hat sie dazu getrieben. Darum sagte er zuerst: Deshalb sandte ich Propheten und Schriftgelehrte, und nannte er sie Blutmenschen. Den gleichen Vorwurf hatten schon die Propheten gegen die Juden erhoben: „Eine Blutschuld reiht sich an die andere“3 . Hierin ist auch der Grund zu suchen, weshalb ihnen Gott befohlen hatte, ihm das Blut zu opfern; er wollte zeigen, dass das Blut eines Menschen umso wertvoller sei, wenn es schon bei den Tieren so bedeutungsvoll ist. So sagte er auch zu Noe: „Alles vergossene Blut werde ich rächen“4 . Noch tausend andere Stellen kann man finden, wo der Herr ihnen verbietet zu töten. So erklärt sich auch das Verbot, nichts Ersticktes zu essen.

O wie gut ist Gott! Obwohl er voraus sieht, dass es nichts nützen werde, tut er dennoch, was an ihm liegt. Ich sende meine Boten, sagt er, obschon ich weiß, dass ihr sie umbringen werdet. Hieraus folgt wieder der Vorwurf, dass sie ohne Grund sagten: Wir hätten nicht mit unseren Vätern mitgetan. Auch sie haben ja Propheten ermordet, und zwar in ihren Synagogen, ohne weder den Ort noch die Würde der Person zu scheuen. Nicht einfache Leute waren es, die von ihnen getötet wurden, sondern Propheten und Weise, denen sie nichts vorwerfen konnten. Damit meinte der Herr seine Apostel und ihre Nachfolger, von denen ja auch viele geweissagt haben. Um aber den Eindruck der Furcht zu erhöhen, fügte er hinzu: „Wahrlich, ich sage euch, all das wird über dieses Geschlecht kommen“, d. h. alles Unheil werde ich über euer Haupt senden und fürchterliche Rache nehmen. Wenn jemand sich nicht bekehrt, obschon er das Schicksal vieler Sünder kennt, ja sogar die gleichen Sünden wie sie begeht, und noch viel ärgere, so ist es ganz berechtigt, dass er auch schwerer als jene bestraft werde. Wie er nämlich großen Nutzen davon hatte, wenn er sich durch die fremden Beispiele belehren S. d1060 ließe, so zieht er sich eine um so größere Strafe zu, da er sich nicht bessert, obgleich er ja durch die Züchtigung, welche die Sünder vor ihm getroffen hatte, mehr als genug sich hätte warnen lassen können, aber dennoch keine Furcht daraus zog.


  1. Gen 4, 24 ↩

  2. Exod. 20,5 ↩

  3. Os. 4,2 ↩

  4. Gen 9,6 ↩

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