Kap. 8. Die Einheit der Kirche und einmütige Liebe wird den Christen in der Heiligen Schrift wiederholt ans Herz gelegt; auch Rhaab und das Osterlamm sind als Symbole auf die einheitliche Kirche zu deuten.
Wer also wäre so verrucht und treulos, wer so von der Raserei der Zwietracht betört, daß er glaubte, die Einheit Gottes, das Kleid des Herrn, die Kirche Christi könne zerrissen werden, oder daß er es gar wagte, sie zu zerreißen? Er selbst mahnt und lehrt in seinem Evangelium, indem er sagt: „Und es wird eine Herde und ein Hirte sein“1 . Und da wähnt noch jemand, es könne an einem Orte viele Hirten oder mehrere Herden geben? Ebenso beschwört, mahnt und spricht der Apostel Paulus, indem er uns diese gleiche Einheit ans Herz legt: „Ich beschwöre euch“, sagt er, „ihr Brüder, bei dem Namen unseres Herrn Jesu Christi, daß ihr alle die gleiche Rede führet und daß es unter euch keine Spaltungen gebe; seid aber geeinigt in gleichem Sinne und in gleicher Meinung!“2 Und wiederum sagt er: „ . . . einander tragend in Liebe, eifrig bemüht, zu wahren die Einheit des Geistes in der Verbindung des Friedens“3 . Glaubst du, es könne einer stehen4 und leben, der von der Kirche sich trennt, der sich einen anderen Wohnsitz und eine gesonderte Behausung S. 141 gründet? Ist doch zu Rhaab, in der die künftige Kirche im Bilde dargestellt war, gesagt worden: „Deinen Vater und deine Mutter und deine Brüder und das ganze Haus deines Vaters wirst du zu dir selbst versammeln in dein Haus, und jeder, der zur Türe deines Hauses herausgeht, wird für sich verantwortlich sein“5 . Ebenso enthält doch das Geheimnis des Paschafestes im Gesetze des Exodus nichts anderes, als daß das Lamm, das als Vorbild für Christus geschlachtet wird, in einem Hause gegessen werden soll. Gott spricht und sagt: „In einem Hause soll es verzehrt werden, ihr sollt das Fleisch nicht aus dem Hause hinausbringen!“6 Das Fleisch Christi und der heilige Leib des Herrn kann nicht hinausgebracht werden, und für die Gläubigen gibt es kein anderes Haus außer der einen Kirche. Dieses Haus, diese Stätte der Einmütigkeit bezeichnet und verkündigt der Heilige Geist in den Psalmen mit den Worten: „Gott, der die Einmütigen wohnen macht im Hause“7 . Nur im Hause Gottes, in der Kirche Christi wohnt man einmütig beisammen, nur hier verharrt man in Eintracht und Herzenseinfalt.