Kap. 26. Nur dem Herrn haben wir es zu verdanken, wenn wir aus solchen Versuchungen siegreich hervorgehen.
Gewalt aber wird ihm zu zweierlei Zwecken gegen uns gegeben: entweder zur Strafe, wenn wir S. 188 sündigen, oder zur Verherrlichung, wenn wir uns bewähren. So war es, wie wir sehen, bei Hiob der Fall, da Gott erklärt und1 sagt: „Siehe, alles, was er hat, gebe ich in deine Hände; aber hüte dich, ihn selbst zu berühren!"2 Und der Herr spricht im Evangelium in der Zeit seines Leidens: „Du hättest keine Gewalt wider mich, wenn sie dir nicht verliehen wäre von oben"3 . Wenn wir aber darum bitten, daß wir nicht in Versuchung kommen, so werden wir an unsere eigene Ohnmacht und Schwäche erinnert; denn wir beten so, damit keiner voll Vermessenheit sich überhebe, damit keiner voll Stolz und Eitelkeit sich etwas anmaße, damit keiner den Ruhm des Bekenntnisses oder des Leidens für sich in Anspruch nehme. Hat doch der Herr selbst Demut gelehrt und gesagt: „Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung kommt; der Geist zwar ist willig, aber das Fleisch ist schwach"4 . Indem man also ein demütiges und unterwürfiges Bekenntnis vorausschickt und alles Gott zuschreibt, erhält man all das von seiner liebevollen Güte gewährt, was man in Furcht und Ehrerbietung vor Gott flehentlich erbittet.