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Werke Hieronymus (347-420) Dialogi contra Pelagianos libri III Dialog gegen die Pelagianer (BKV)
I. Buch

15.

Hieraus erhellt, daß es in der Heiligen Schrift eine doppelte Vollkommenheit, eine doppelte Gerechtigkeit gibt. Die eine Vollkommenheit, die unvergleichliche Wahrheit und die vollkommene Gerechtigkeit können nur von der göttlichen Machtfülle in Besitz genommen werden. Die andere aber, welche auch für uns in Frage kommt, trotz unserer Gebrechlichkeit, an welche das Psalmenwort: „Kein Lebender wird vor Dir gerecht befunden“1 denkt, ist die Gerechtigkeit, die auf dem Wege des Vergleiches, aber nicht im absoluten göttlichen Urteil als vollkommen bezeichnet wird2. Auch Job, Zacharias und Elisabeth wurden gerecht genannt im Sinne jener Gerechtigkeit, die sich mitunter in Ungerechtigkeit verwandeln kann, aber nicht unter Zugrundelegung jener, die unveränderlich ist, von der es heißt: „Ich bin Gott und ändere mich nicht“3. Denselben Gedanken bringt der Apostel an anderer Stelle zum Ausdruck mit den Worten: „Denn nicht ist verherrlicht, was verherrlicht ist, wegen der weit S. 360 überstrahlenden Herrlichkeit“4, weil die Gerechtigkeit des Gesetzes im Vergleich zur Gnade des Evangeliums keine Gerechtigkeit zu sein scheint. „Denn, wenn das“, so heißt es weiter, „was vergänglich ist, in voller Herrlichkeit dasteht, so wird noch vielmehr das, was bleibt, Herrlichkeit besitzen“5. Ferner steht geschrieben: „Unser Erkennen und unser Weissagen sind Stückwerk. Wenn aber das Vollkommene kommt, dann wird das Stückwerk abgetan werden. Jetzt sehen wir durch einen Spiegel im Rätsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk; dann werde ich erkennen, wie auch ich erkannt bin“6. In den Psalmen lesen wir: „Deine Erkenntnis ist zu wunderbar für mich; sie ist erhaben und nicht reiche ich an dieselbe“7. „Ich sann nach, dergleichen zu begreifen, aber eine Mühsal war es in meinen Augen, bis ich in Gottes Heiligtum eintrat und auf ihr letztes Los acht hatte“8. Und an derselben Stelle lesen wir: „Wie ein Lasttier ward ich vor Dir; aber ich bin immerdar bei Dir“9. Jeremias spricht: „Alle Menschen sind Toren mit ihrer Weisheit“10. Und bei dem bereits erwähnten Apostel Paulus lesen wir: „Das Törichte, das von Gott kommt, übertrifft die Weisheit der Menschen“11. Noch viele andere Schriftstellen könnte ich anführen; doch will ich der Kürze halber davon abstehen.


  1. Ps. 142, 2 [Hebr. Ps. 143, 2]. ↩

  2. Die Übersetzung des Anfangs von c. 15 ist ein Versuch, dem offenbar korrumpierten Text einen in den Zusammenhang passenden Sinn abzugewinnen. ↩

  3. Mal. 3, 6. ↩

  4. 2 Kor. 3, 10. ↩

  5. 2 Kor. 3, 11. ↩

  6. 1 Kor. 13, 9 f. 12. Hieronymus geht hier vom Gebiet des moralischen auf das des intellektuellen Könnens über. ↩

  7. Ps. 138, 6 [Hebr. Ps. 139, 6]. ↩

  8. Ps. 72, 16 f. [Hebr. Ps. 73, 16 f.]. ↩

  9. Ps. 72, 23 [Hebr. Ps. 73, 23]. ↩

  10. Jer. 10, 14. ↩

  11. 1 Kor. 1, 25. ↩

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