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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Gregory of Nyssa (335-394) Oratio catechetica magna Große Katechese (BKV)
Kapitel 32. Auch der Kreuztod Christi spricht nicht gegen seine Gottheit.

2.

Ob aber das Kreuz noch einen anderen und tieferen Sinn enthalte, werden wohl alle wissen, welche sich mehr auf die Deutung der Geheimnisse verstehen. Folgendes aber erfahren wir durch die Überlieferung. Da nämlich allen Handlungen und Reden, welche uns durch das Evangelium berichtet werden, eine höhere und göttliche Absicht zugrunde liegt und sich nichts findet, was nicht außer den menschlichen Zügen auch den göttlichen Charakter trüge, so daß, auch wenn die Reden S. 64 und Handlungen rein menschliches Gepräge aufzuweisen scheinen, der verborgene Sinn die göttliche Grundlage entdecken kann, so verlangt die Folgerichtigkeit auch hier die eine Seite ins Auge zu fassen, die andere aber nicht zu übersehen, sondern beim Tode das Menschliche zu betrachten, in der Art und Weise desselben aber die göttliche Bedeutung, die noch klarer hervortritt, mit allem Ernste in Erwägung zu ziehen. Da es nämlich der Gottheit zukommt, alles zu durchdringen und sich, der Natur der Dinge entsprechend, in alle Teile derselben auszudehnen (denn nichts vermag im Sein zu verharren, wenn es nicht in dem Seienden verbleibt; das selbständig und zuerst Seiende ist aber die göttliche Natur, von der wir, durch die Fortdauer der Dinge genötigt, annehmen müssen, daß sie in allem sei), so will uns das Kreuz durch seine Gestalt, die nach vier Seiten auseinandergeht, indem von seinem Mittelpunkt, durch den es zusammengehalten wird, deutlich vier Balken vorspringen, die Lehre geben, daß er, der da im Augenblicke seines nach dem göttlichen Heilsplan erlittenen Todes daran ausgestreckt war, derjenige ist, welcher das Universum in sich eint und harmonisch verbindet, indem er die verschiedenartigen Dinge zu einem einheitlichen Ganzen zusammenfaßt. Denn bei den Dingen blicken wir entweder nach oben oder nach unten, oder unser Forschen bezieht sich auf die beiden Seiten. Magst du nun an das denken, was am Himmel oder was unter der Erde oder was zu beiden Seiten ist, überall tritt deinem betrachtenden Blick die Gottheit entgegen, welche allein an den Dingen und zwar an jedem Teil derselben erkannt wird, und die alle in ihrem Sein erhält. Ob wir nun diese allgegenwärtige Natur Gott oder Wort oder Weisheit oder Allmacht nennen sollen oder sonst etwas, was erhaben ist und den Allerhöchsten besser zu bezeichnen vermag, unser Glaube führt wegen Worte und Ausdrücke und bildlicher Wendungen keinen Streit. Da nun die ganze Schöpfung auf ihn hinsieht und um ihn ist und durch ihn ihre Einheit und Geschlossenheit erhält, so sollten wir nicht allein durch das Ohr zur rechten Erkenntnis Gottes gebracht werden, sondern auch das Auge sollte ein Lehrer der höheren Wahrheiten werden.

S. 65 Auf das Kreuz Bezug nehmend, erteilt auch der große Paulus der Gemeinde von Ephesus einen tieferen Unterricht, indem er sie durch seine Belehrung befähigen will, zu verstehen, was die Tiefe und die Höhe, die Breite und die Länge sei (Eph. 3, 18). Denn jeden Kreuzesbalken führt er mit einem besonderen Namen vor Augen: den nach oben gehenden Balken bezeichnet er als Höhe, den nach unten gehenden als Tiefe, die Seitenbalken aber als Breite und Länge. Noch deutlicher setzt er diese Auffassung anderwärts auseinander, wie ich glaube, im Briefe an die Philipper, denen er also schreibt: „Im Namen Jesu Christi sollen sich die Knie aller beugen: derer, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind“ (Phil. 2, 10). Hier gebraucht er für den mittleren Balken und den in der Quere liegenden nur ein Wort (ἐπίγειον) [epigeion], indem er alles, was zwischen den Himmlischen und Unterirdischen sich befindet, zur Erde zählt (ἐπίγειον) [epigeion].

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Translations of this Work
Discours Catéchétique Compare
Große Katechese (BKV)
Commentaries for this Work
Einleitung zur „Großen Katechese"

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