2.
[Forts. v. S. 62 ] Zum Wesen der Religion gehören fromme Lehren und gute Handlungen. Weder sind Gott Lehren angenehm, welchen nicht gute Taten folgen; noch will Gott Taten, welche nicht aus frommen Lehren entspringen. Was nützt denn einerseits Gottesgelehrtheit dem, der schändliche Unzucht treibt? Was nützt andererseits strenge Enthaltsamkeit dem, der Gott nicht kennt und ihn lästert? Der höchste Besitz ist also Kenntnis der Glaubenslehren, absolut notwendig ist eine keusche Seele. Viele gibt es, welche durch Weltweisheit und eitlen Trug verführen1. Die Heiden betören durch schöne Reden; denn „Honig fließt von den Lippen einer Buhlerin“2. Die Beschnittenen aber betrügen diejenigen, welche zu ihnen kommen, durch falsche Auslegung der göttlichen Schriften; von Kindheit an bis ins Greisenalter studieren sie, aber sie werden alt, ohne etwas gelernt zu haben. Häretiker betrügen die Herzen der Unschuldigen mit ihren Lehren vom Guten und Schönen; sie bezeichnen sich als Christen, um wie mit Honig die giftigen Pfeile ihrer gottlosen Lehren zu bestreichen. Auf alle diese Irrlehrer verweist der Herr mit den Worten: „Seht zu, daß euch niemand irreführe!“3 Darum erfolgt die Unterweisung im Glauben und die Einführung in denselben.