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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Zwanzigste Homilie. Kap VI, V.16-23.

3.

Für den Augenblick bringt er die Sprache auf das, was sie am ehesten zu ermutigen vermochte. Er sagt ihnen, dass ihr Schatz ihnen unversehrt erhalten bleibe und zieht sie so durch beides an sich. Er sagte nämlich nicht nur: Wenn du Almosen gibst, wird dein Schatz bewahrt bleiben, sondern er drohte auch mit dem Gegenteil: Wenn du kein Almosen gibst, wird dein Schatz zugrunde gehen. Beachte hier auch, wie unendlich klug der Herr war. Er sagte nicht: Und du hinterlässest ihn anderen; denn auch das ist den Menschen ein süßer Trost. Vielmehr erschreckt er sie noch S. 372 auf andere Weise, indem er zeigt, dass sie nicht einmal das erreichen werden; denn wenn auch nicht Menschen den Schatz vernichten, an solchen, die ihn zugrunde richten, fehlt es doch nicht, das sind die Motten und Rost. Wenn es auch den Anschein hat, als sei diesem Schaden leicht beizukommen, so kann man ihn doch in Wirklichkeit weder bekämpfen noch aufhalten; du magst ersinnen, was du willst, du kannst diesen Feind nicht bemeistern. Doch wie? Die Motte soll das Gold vernichten? Wenn auch nicht die Motte, so doch die Diebe. Wie aber? Sind denn alle Schätze geraubt worden? Zwar nicht alle, aber doch die meisten. Deshalb fügt also der Herr, wie ich schon oben gesagt, noch einen zweiten Grund hinzu, und sagt:

V.21: „Wo des Menschen Schatz ist, da ist auch sein Herz.“

Das heißt: Wenn auch nichts dergleichen geschieht, so erfährst du doch nicht geringen Schaden, da du an die irdischen Dinge gekettet bist, weil du statt eines freien Mannes, ein Sklave geworden, den himmlischen Dingen entfremdet und nicht einmal mehr fähig bist, einen hohen Gedanken zu fassen, sondern nur an Geld, Wucher, Zinsen, Profit und Kramläden denkst. Kann es aber etwas Erbärmlicheres geben als das? Ein solcher Mensch wird ja ärmer daran sein, als der ärmste Sklave, da er sich der ärgsten Tyrannei überliefert und das Edelste preisgibt, das es gibt, den Adel und die Freiheit des Menschen. Da mag dir das jemand noch so viel zureden, solange dein Sinn aufs Geld gerichtet ist, bist du gar nicht imstande, das zu hören, was dir frommt. Wie ein Hund, der an ein Grab gekettet ist1 so bist du durch den Zwang, den das Geld auf dich ausübt, mehr gefesselt, als wenn du die schwersten Ketten trügest, bellst gegen alle, die sich dir nahen, und hast nur immer die eine Aufgabe, das, was vor dir liegt, für andere zu bewachen. Gibt es wohl ein elenderes Los als dies? S. 373 Dennoch war dies für die Einsicht seiner Zuhörer schon zu hoch. Auch bemerkten die meisten weder den Nachteil davon, noch sahen sie den Nutzen. Es bedurfte eben eines weiseren Sinnes, um beides zu verstehen. Darum spricht er hiervon erst, nachdem er all das Vorausgehende erwähnt, das viel leichter einzusehen war. Er sagte: „Wo des Menschen Schatz ist, da ist auch sein Herz.“ Auch das macht er dann noch deutlicher dadurch, dass er von den geistigen auf die sichtbaren Dinge zu sprechen kommt und sagt:

V. 22: „Dein Auge ist die Leuchte deines Leibes.“

Sein Gedanke ist der: Grabe nicht nach Gold in der Erde, noch nach sonst etwas Derartigem; du sammelst es ja doch bloß für Motten, Rost und Diebe. Wenn du aber auch solchen Feinden entgehst, dem wirst du nicht entrinnen, dass dein Herz in Sklaverei verfällt und an alle irdischen Dinge sich heftet. Denn: „Wo des Menschen Schatz ist, da ist auch sein Herz.“ Wenn du also deinen Schatz im Himmel hinterlegst, so hast du davon nicht nur den Vorteil, dass du den Lohn erhältst, der dafür verheißen ist; du findest einen solchen auch schon hienieden, darin, dass du2 in den Himmel verpflanzt bist, an Himmlisches denkst und um das Himmlische besorgt bist. Denn es ist klar, dass du mit deinen Gedanken da bist, wo du deinen Schatz hinterlegt hast. Wenn du hingegen deinen Schatz in dieser Welt hinterlegst, so wirst du ebenso das Gegenteil erfahren. Ist dir das Gesagte nicht klar, so höre, was folgt: „Dein Auge ist die Leuchte deines Leibes. Ist also dein Auge unschuldig, so wird dein ganzer Körper erleuchtet sein;

V.23: ist aber dein Auge böse, so wird dein ganzer Körper in Dunkel gehüllt sein. Wenn aber das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie wird erst die Finsternis selbst sein?“

Hier redet der Herr schon etwas fasslicher. Nachdem er vorher von der Seele gesprochen, ihrer Unterjochung und Knechtschaft, und dies vielen nicht klar und verständlich war, so nimmt er seine Belehrung von den S. 374 äußerlichen Dingen, die uns unmittelbar vor Augen liegen, damit sie durch diese auch jene verstehen lernen. Er will also sagen: Wenn du nicht weißt, was ein geistiger Schaden ist, so lerne dies an den körperlichen Dingen erkennen. Denn was das Auge für den Leib, das ist der Verstand für die Seele. Nun möchtest du es wohl auch nicht vorziehen, in Gold zu strahlen und seidene Kleider zu tragen, dafür aber geblendet zu werden; vielmehr hältst du gesunde Augen für wertvoller als all diesen Reichtum. Denn, wenn du sie zerstörst und zugrunde richtest, so nützt dir dein Leben nichts mehr; denn, wenn die Augen erblindet sind, so sind die übrigen Glieder in ihrer Tätigkeit zum größten Teil gehindert, da sie kein Licht mehr haben. Ebenso wird dein Leben voll von Leiden, wenn das Licht deines Verstandes zugrunde geht. Wie wir also beim Leibe vor allem darauf sehen, dass wir das Auge gesund erhalten, so müssen wir auch bei der Seele besonders auf den Verstand achten. Wenn wir diesen blenden, der dem Übrigen voranleuchten sollte, wie können wir dann überhaupt noch sehen? Wie derjenige, der die Quelle verschließt, auch den Fluss austrocknet, so hat derjenige, der den Verstand verdunkelt. auch all seine übrige Wirksamkeit in diesem Leben beeinträchtigt. Darum sagt der Herr: „Wenn das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird erst die Finsternis selbst sein?“ Wenn der Steuermann ertrinkt, wenn das Licht erlöscht und der Kapitän gefangen wird, welche Hoffnung bleibt da den Matrosen noch?


  1. um es zu bewachen, ↩

  2. gleichsam ↩

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