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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Zweiundsechzigste Homilie. Kap. XIX, V.1-15.

2.

So hatte Christus das alte Gesetz erwähnt, das sich auf Tatsachen und mündliche Anordnung stützt, und hatte gezeigt, dass es auch in Anbetracht des Gesetzgebers volle Anerkennung erheischt. Nun legt er es auf Grund seiner Machtbefugnis aus und bestätigt es S. d896 von neuem durch die Worte; „Demnach sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch.“ Wie es also ein Verbrechen ist, seinen Leib zu zerstückeln, so ist es auch ein Frevel, sich von seinem Weibe zu scheiden. Ja er lässt es nicht dabei bewenden, sondern beruft sich auf Gott selbst: „Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen“, um damit klarzulegen, dass es gegen die Natur und gegen das Gesetz ist, sich zu trennen; und zwar gegen die Natur, weil das Fleisch, das eines ist, zerschnitten wird, und gegen das Gesetz, weil man sich unterfängt, etwas zu trennen, was Gott selbst zusammengefügt hat mit dem Befehle, es nicht zu trennen. Was blieb jetzt den Pharisäern noch übrig, als sich zufriedenzugeben und seine Worte gutzuheißen, seine Weisheit zu bewundern und zu staunen darüber, dass er mit dem himmlischen Vater so ganz übereinstimmte? Allein nichts von all dem tun sie, sondern sie bleiben weiterhin rechthaberisch und sagen:

V.7: „Weshalb aber hat dann Moses geboten, einen Scheidebrief zu geben und sie zu entlassen?“

Diesen Punkt hätten aber nicht sie dem Herrn, sondern er ihnen entgegenhalten sollen; trotzdem macht er sich deshalb nicht lustig über sie, noch spricht er: Darüber habe ich euch keine Rechenschaft zu geben; er löst vielmehr diese Schwierigkeit. Wäre er nun ein Feind des Alten Bundes gewesen, so wäre er nicht für Moses eingetreten, hätte seine Erklärungen nicht durch das erhärtet, was einmal im Anfang der Schöpfung geschehen war, und hätte sich auch keine Mühe gegeben, darzutun, dass er mit dem Alten Bunde im Einklange steht. Moses hatte aber doch auch viele andere Vorschriften gegeben, z.B. über die Speisen und über den Sabbat; warum halten sie ihm denselben sonst nirgends entgegen, als nur in unserem Falle? Ihre Absicht bestand darin, die große Mehrheit der Männer gegen ihn aufzubringen; denn die Entlassung des Weibes war bei den Juden etwas, das alle ohne Unterschied zu tun pflegten. Deshalb griffen sie jetzt unter allen S. d897 Vorschriften der Bergpredigt nur diesen einen Punkt heraus. Nichtsdestoweniger verteidigt sich die unaussprechliche Weisheit auch hierin und sagt:

V.8: „Wegen eurer Herzenshärte hat Moses diese Satzung gegeben.“

Nicht den Moses klagt er somit an, denn er selbst hatte ihm ja das Gesetz übergeben, er nimmt ihn vielmehr in Schutz und wälzt alle Schuld auf ihr Haupt. So ist es überhaupt eine Gepflogenheit. Als sie z.B. die Jünger anklagten, dass sie Ähren abrissen, zeigt er, dass sie selbst dafür verantwortlich seien; oder als sie den selben eine Übertretung zur Last legten, weil sie vor dem Essen die Hände nicht wuschen, weist er darauf hin, dass sie, die Ankläger, die Übertreter seien; desgleichen bei den Verhandlungen über den Sabbat und auch sonst; so auch in unserem Falle. Übrigens, da er ihnen durch seine Bestimmungen eine große Last auflegen musste und diese auch einen großen Tadel für sie enthielten, so kommt er alsbald wieder auf das Gesetz, wie es im Anfange war, zurück mit den selben Worten, wie kurz zuvor:

V.8: „Im Anfange aber war es nicht so“,

d.h. durch die Tatsachen hatte auch Gott im Anfange gerade das Gegenteil zum Gesetz gemacht. Er macht sie wieder mundtot, damit sie nicht einwenden könnten: Woraus sollen wir denn erkennen, dass die Satzung des Moses wegen unserer Härte erfolgte? Denn wäre diese Satzung besser und nützlicher gewesen, so wäre jenes andere Gesetz im Anfange nicht gegeben worden, hätte Gott die Menschen nicht in der Weise erschaffen und hätte er nicht die Worte gesprochen:

V.9: „Ich sage euch aber: Wer immer sein Weib entlässt, außer im Falle des Ehebruches, und eine andere heiratet, bricht die Ehe.“

Nachdem der Herr die Pharisäer also entwaffnet hat, gibt er nun aus eigener Machtvollkommenheit sein Gesetz, ähnlich wie bei den Speisen und beim Sabbat. Als er sie bezüglich der Speisen zurechtgewiesen hatte, S. d898 sprach er zu dem Volke: „Nicht was zum Munde eingeht, verunreinigt den Menschen“1 ; und nachdem er sie wegen des Sabbats zum Schweigen gebracht hatte, sagte er: „Es ist also erlaubt, am Sabbate Gutes zu tun“2 . So macht er es auch hier. Aber auch die Wirkung ist dieselbe, hier wie dort. Als nämlich damals die Juden hatten verstummen müssen, waren die Jünger in Unruhe geraten, waren mit Petrus zu ihm hingetreten und hatten gebeten: „Erkläre uns das Gleichnis“3 . So sind sie auch jetzt befangen und sagen:

V.10: „Wenn es sich so verhält mit dem Manne und dem Weibe, so ist es besser, nicht zu heiraten.“

Jetzt verstanden sie seine Lehre besser als früher; damals hatten sie denn auch geschwiegen, während sie ihn jetzt fragen, da das Gesetz durch Rede und Gegenrede, durch Fragen und Erklärungen deutlicher geworden war. Offen ihm zu widersprechen, wagen sie freilich nicht; sie bringen bloß vor, was ihnen an der Sache schwer und hart zu sein scheint: „Wenn es sich so verhält mit dem Mann und dem Weibe, so ist es besser, nicht zu heiraten.“ Es kam ihnen nämlich ganz unerträglich vor, ein Weib zu haben, das vielleicht aller Bosheit voll wäre, und gezwungen zu sein, ein solch unbändiges Wesen im Hause zu beherbergen.


  1. Mt 15,11 ↩

  2. Mt 12,12 ↩

  3. Mt 15,15 ↩

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