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Bibliothek der Kirchenväter
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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Achtundsechzigste Homilie. Kap. XXI, V.33-46.

4.

Wo sind nun jene Leute, die sich zu Chören des Teufels und zu schamlosen Gesängen zusammenfinden und die in den Theatern herumliegen? Ich schäme mich, sie zu erwähnen, aber wegen eurer Schwachheit muss ich es tun. Denn Paulus schreibt: „Wie ihr eure Glieder in den Dienst der Unlauterkeit gestellt, so stellt jetzt eure Glieder in den Dienst der Gerechtigkeit zu eurer Heiligung“1 . Wir wollen also den Chor, der aus Buhldirnen und unzüchtigen Jünglingen besteht, mit dem Chore jener glückseligen Männer vergleichen, soweit die Freude in Betracht kommt, denn um sie handelt es sich, wenn so viele Jünglinge leichtsinnig in ihr Netz gehen. Wir werden da einen solchen Abstand finden, wie zwischen den lieblichen Melodien der Engel im Himmel droben und dem Bellen von Hunden und dem Grunzen von Schweinen, die im Miste wühlen. Durch den Mund der einen spricht Christus, durch den der anderen der Teufel. Hier hört man das widerliche Kreischen der Pfeifen und das Auge wird beleidigt durch den Anblick aufgeblasener Backen und gespannter Muskeln; dort spielt die Gnade des Heiligen Geistes, die sich an Stelle von Flöte, Zither und Pfeife des Mundes der Heiligen bedient.

Allein, wir mögen sagen, was wir wollen, diese Wonnen können wir niemand begreiflich machen, weil die Leute an Erde und Staub haften. Könnte ich doch wenigstens einen von denen, die auf solche Dinge versessen sind, nehmen und hinführen und ihm den Chor dieser Heiligen zeigen, dann brauchte ich weiter kein Wort zu verlieren. Allein, wenn ich auch zu solchen Erdenmenschen reden muss, ich will doch den Versuch machen, sie wenigstens in etwa durch meine Worte über Lehm und Kot zu erheben. Im Theater fängt der Zuhörer alsbald das Feuer einer unerlaubten Liebe; als ob es nicht genügte, dass die Buhlerin durch ihre Gestalt das Herz entflammt, auch ihre Stimme lockt noch ins S. d989 Verderben. Bei den Mönchen dagegen wird die Seele von all dem augenblicklich gereinigt, auch wenn sie vorher damit behaftet wäre. Bei der Schauspielerin übt nicht bloß die Stimme, nicht nur die Gestalt, sondern noch mehr die Kleidung auf die Zuschauer einen berückenden Reiz aus. Und wenn unter diesen sinnlichen und eitlen Menschen ein Armer ist, so findet er im Schauspiel allen möglichen Anlass zur Unzufriedenheit. Er wird sich sagen: Diese Dirne, dieser Lotterbube lebt in solcher Üppigkeit, obwohl sie nur von Köchen und Schustern oder gar von Sklaven abstammen; ich hingegen bin frei und stamme von Freien ab, lebe von ehrlicher Arbeit und kann mir nicht einmal im Traume dergleichen vorstellen; so geht er denn fort, den Unmut in seiner Brust. Bei den Mönchen kann so etwas nie vorkommen; da findet man das gerade Gegenteil. Denn wenn man sieht, wie die Söhne reicher Leute und die Sprösslinge erlauchter Ahnen schlechtere Kleider anhaben als die allerärmsten Bettler und sich noch darüber freuen, so bedenket, welchen Trost da der Arme mit sich nimmt. Und wenn einer reich ist, geht er wenigstens weiser und gebessert von dannen. Wenn ferner der Arme im Theater sehen muss, wie die Buhlerin in Gold prunkt, während sein Weib nichts dergleichen tragen kann, dann seufzt und klagt er; die Reichen hingegen werden durch solche Schauspiele verführt, ihre Frauen zu verachten und geringzuschätzen, denn der Schauspielerin Haltung, Blick, Stimme und Gang, die alle auf Sinnenkitzel berechnet sind, entzündet sie, so dass sie wie Gefangene nach Hause heimkehren. So erklärt es sich, woher die Beschimpfungen, die Verunehrungen, die Feindschaften, Zwistigkeiten und Totschläge kommen, die an der Tagesordnung sind; daher kommt es, dass Leuten, die in solchen Schlingen gefangen liegen, das Leben eine Last, die Ehefrauen zuletzt zuwider, die Kinder gleichgültig werden, in der Familie alles darüber und darunter geht und schließlich sogar das helle Tageslicht ihnen unerträglich ist. Besucht man aber die Mönche, so fühlt man keine solche Unlust: das Weib findet vielmehr ihren Mann2 mild und sanft, jeder unerlaubten Freude S. d990 abhold und kann mit ihm leichter verkehren als zuvor. So groß die Nachteile sind, die aus dem Theaterbesuche erwachsen, so günstig sind die Folgen hier. Dort werden aus Schafen Wölfe, hier aus Wölfen Lämmer.

Aber wir haben da noch gar nicht von den Freuden der Mönche gesprochen. Kann es also eine größere Wonne geben als ein Leben ohne Aufregung, ohne Seelenschmerz, ohne Kummer und Leid? Gehen wir daher weiter, um den Genuss zu prüfen, den Gesänge und Schauspiele der einen und der anderen gewähren. Da finden wir, dass auf der einen Seite der Genuss bis zum Abend dauert, solange als der Zuschauer im Theater sitzt, dass er aber nachher ärger als ein Stachel peinigt. Auf der anderen Seite hält der Genuss in den Herzen derer, die es erlebt haben, ununterbrochen an, weil sich das Äußere der Männer, der Reiz der Örtlichkeit, die Freude an ihrem Wandel, die Reinheit ihres Lebens und die Anmut ihres lieblichen geistlichen Gesanges unauslöschlich der Seele einprägt. Wahrlich, wer immer in einem solchen Hafen weilt, meidet das Getriebe der Menge, als wäre es ein Unwetter. Aber nicht bloß durch Gesang und Gebet, sondern auch durch eifrige Beschäftigung mit der Hl. Schrift bieten sie den Zuschauern ein herzerhebendes Schauspiel. Wenn sie nämlich den Chor verlassen, nimmt der eine den Isaias vor und verkehrt mit ihm, ein anderer unterhält sich mit den Aposteln, ein dritter befasst sich mit den Werken anderer Männer und denkt nach über Gott, über diese Welt, über die sichtbaren und unsichtbaren Wesen, über das Sinnliche und Geistige, über die Nichtigkeit dieses Lebens und über die Erhabenheit des Jenseits.


  1. Röm 6,19 ↩

  2. nach einem solchen Besuche ↩

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