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Bibliothek der Kirchenväter
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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Einundsiebzigste Homilie. Kap. XXII, V.34-46.

4.

Allein es gelüstet dich nach Ruhm? Genügt dir denn nicht die Ehre, die dir der Empfänger der Wohltat und Gott in seiner Güte erweist? Strebst du auch noch nach Ehre von seiten der Menschen? Dass du nur nicht das Gegenteil erreichst! Dass man dich nur nicht verurteilt, nicht zwar wegen Unbarmherzigkeit, wohl aber wegen Prahlerei und Ehrgeiz, weil du mit dem Unglück des Mitmenschen großtun wolltest. Almosen spenden ist ein Geheimnis1 . Darum schließe die Türe zu, dass niemand bemerke, was zu zeigen nicht gestattet ist. Das sind ganz eigentlich unsere Geheimnisse: das Almosen und die Liebe Gottes. In seiner großen Barmherzigkeit hat Gott sich unser trotz unseres Ungehorsams erbarmt. So ist auch das erste Gebet, das wir2 verrichten, ein Gebet um Erbarmen für die Ungetauften; das zweite fleht um Verzeihung für die Büßer; das dritte für uns selbst, wobei die unschuldigen Kinder der Versammlung wie ein Schild vortreten, S. d1030 um Gottes Erbarmen herabzurufen. Für diejenigen, welche schwer gesündigt haben und viel zu büßen haben, flehen wir selbst, nachdem wir unsere eigenen Sünden verdammt haben; für uns aber flehen die Kinder, die man in ihrer Einfalt nachahmen soll, um das Himmelreich zu erlangen. Es soll in einem Sinnbilde gezeigt werden, dass, wer den Kindern an Demut und Einfalt gleicht, eine besondere Kraft besitzt, für die Sünder zu bitten. Und die Eingeweihten wissen es, wieviel Erbarmen, wie große Güte in dem Geheimnisse liegt. Willst du also jemand nach Kräften eine Barmherzigkeit erweisen, so schließe die Türe zu; der Empfänger allein soll Zeuge sein, und wenn möglich, nicht einmal dieser. Wenn du es dagegen öffentlich tust, gibst du das Geheimnis preis.

Beherzige ferner, dass diejenigen, bei denen du Ehre suchst, dich verurteilen; ist es dein Freund, tut er es bei sich selbst, ist es ein Feind, so wird er dich auch bei anderen in üblen Ruf bringen. So erntest du nicht, was du suchtest, sondern das Gegenteil. Du strebst darnach, dass man sage: Was ist das für ein mildtätiger Mann! Und dafür heißt es: Was für ein eitler, gefallsüchtiger Mensch, und oft noch viel Schlimmeres. Gibst du aber im Geheimen, so sagt man im Gegenteil: Welche Nächstenliebe, welche Barmherzigkeit! Gott lässt es nämlich nicht zu, dass es verborgen bleibe, sondern er selbst macht es kund, wenn du es geheim hältst, und du wirst dann mehr gepriesen und erntest reichlicheren Gewinn. Somit ist das öffentliche Zurschaustellen gerade ein Hindernis für dein Verlangen nach Ehre. Gerade dem tritt es am wirksamsten entgegen, wonach wir am meisten und heftigsten verlangen. Anstatt von der Mildtätigkeit Ruhm zu ernten, findest du das Gegenteil und ziehst dir obendrein noch große Strafen zu. Auf Grund dieser Erwägungen wollen wir die Ehrsucht von uns weisen und unsere Ehre allein bei Gott suchen. Dann werden wir hier auf Erden Ehre finden und auch die ewige Glückseligkeit erlangen durch die Gnade und Güte unseres Herrn Jesus Christus, der die Ehre und die Macht besitzt in alle Ewigkeit. Amen!


  1. Sakrament ↩

  2. beim Gottesdienste ↩

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Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)

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