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Works John Chrysostom (344-407) In Matthaeum homiliae I-XC Kommentar zum Evangelium des hl. Matthäus (BKV)
Dreiundsiebzigste Homilie. Kap. XXIII, V.13-28.

1.

V.14: "Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Weil ihr Haus und Hof der Witwen aufzehret, indes ihr lange Gebete betet, deshalb werdet ihr ein überstrenges Gericht finden."

Hier stellt der Herr sogar die Schwelgerei der Pharisäer an den Pranger. Das Verwerfliche dabei ist, dass diese nicht von den Reichen, sondern von den Witwen zehrten und von ihrer Armut prassten, anstatt ihr abzuhelfen. Ihre Mahlzeiten waren nämlich nicht mehr bloß Essen, sondern Prassereien. Die Art, wie sie es trieben, macht die Sache noch schlimmer: "lange Gebete betend". Jeder Bösewicht verdient Strafe; wer aber das Böse unter dem Vorwande der Frömmigkeit tut und sie zum Deckmantel seiner Schlechtigkeit nimmt, verdient eine weit schärfere Strafe. Warum setzt aber der Herr die Schriftgelehrten nicht ab? Weil es die Zeitumstände nicht zuließen. Er lässt sie also einstweilen noch im Amte; in seinen Reden bemüht er sich jedoch, das Volk aufzuklären, damit es sich nicht durch ihr Ansehen zur Nachahmung verleiten lasse. Vorher hatte er befohlen: "Alles, was sie euch sagen, dass ihr tun sollet, tut es"; jetzt zeigt er ihnen, inwieweit man S. d1043 sie nachahmen dürfe, damit nicht die Unverständigen die Meinung bekämen, den Schriftgelehrten sei alles erlaubt.

V.13: "Wehe euch, die ihr das Himmelreich verschließet vor den Menschen; denn ihr gehet nicht hinein, noch auch lasset ihr jene eintreten; die hineingehen wollen."

Ist es schon schuldbar, niemandem zu nützen, so ist es ganz unverzeihlich, anderen zu schaden und hinderlich zu sein. Was besagen aber die Worte: "die hineingehen wollen"? Er meint damit die Bereitwilligen. Wenn es sich darum handelte, anderen Gebote zu geben, so legten die Schriftgelehrten unerträgliche Lasten auf; wenn sie jedoch selbst eine Pflicht erfüllen sollten, handelten sie umgekehrt, sie taten nichts, ja noch etwas weit Schlechteres, sie verführten sogar andere. Solche Leute bezeichnet man mit dem Namen Pest, weil sie ihre Aufgabe darin sehen, andere zu verderben, und zu dem Amte eines Lehrers im geraden Gegensatze stehen. Sache des Lehrers ist es, andere vor dem Verderben zu bewahren; nur die Pest richtet auch den zugrunde, der andere retten will.

Sodann kommt der Herr auf einen anderen Vorwurf zu sprechen:

V. 15: "Ihr durchreiset das Meer und das Festland, um einen einzigen Bekehrten zu machen; und wenn er es geworden ist, machet ihr aus ihm einen Sohn der Hölle, die er zweimal mehr verdient als ihr",

d. h. nicht einmal dann, wenn es euch nur mit Mühe und allen möglichen Anstrengungen gelungen ist, einen Menschen zu gewinnen, schonet ihr seiner. Man pflegt ja sonst eine Sache umso mehr zu schonen, je mühsamer sie erworben wurde. Euch aber, sagt er, bewegt auch dieser Umstand nicht zur Mäßigung. Ein doppelter Vorwurf liegt in diesen Worten: erstlich, dass sie ungeeignet sind, viele zu retten, und viel Schweiß aufwenden müssen, um auch nur einen zu gewinnen; zweitens, dass sie es sich nicht angelegen sein lassen, einen Gewonnenen zu erhalten, ja, was noch schlimmer ist, dass sie obendrein an ihm auch zum Verräter werden, weil sie S. d1044 ihn durch ihr gottloses Leben verderben und schlechter machen, als sie selbst sind. Denn wenn ein Schüler sieht, dass seine Lehrer selbst so verkehrt sind, wird er noch schlechter, weil er bei der Schlechtigkeit des Lehrers nicht stehen bleibt. Wie man einerseits einen tugendhaften Lehrer nachahmt, so überbietet man einen schlechten noch in der Schlechtigkeit, denn der Weg zur Schlechtigkeit ist gar leicht. Er sagt: "Sohn der Gehenna", d. h: der wirklichen Hölle. Er sagt: "doppelt mehr denn ihr", um den einen Furcht einzujagen und um die anderen kräftiger zu treffen, weil sie Lehrer in der Bosheit sind, und weil sie außerdem bestrebt sind, ihre Jünger zu weit größerer Bosheit zu ,verleiten und schlechter zu machen, als sie selbst sind. Das zeugt von einer ganz besonderen Verderbtheit der Seele.

Sodann spottet der Herr über ihre Einsichtslosigkeit, dass sie geboten, auch die wichtigsten Gesetze zu übertreten. Aber er hatte doch vorher das Gegenteil behauptet: "Sie binden schwere und unerträgliche Lasten auf." Beides taten sie immer zum Verderben ihrer Untergebenen, indem sie unbedeutende Dinge mit Strenge forderten und Wichtiges vernachlässigten.

V.23: "Ihr gebt den Zehnten von Münze und Anis und Kümmel, aber ihr habt außer acht gelassen, was das Wichtigere am Gesetze ist: das Recht und das Erbarmen und die Treue; dieses hättet ihr tun und jenes nicht unterlassen sollen."

So sagte Jesus mit Recht, weil hier der Zehent zugleich ein Almosen war; was schadet denn auch das Almosengeben? Aber er drückt sich nicht so aus, als hätten sie damit das Gesetz beobachtet. Deshalb sagt er hier auch: "Das hättet ihr tun sollen", während er das nicht hinzufügt, wo er von den reinen und unreinen Speisen redet, sondern mit genauer Unterscheidung der inneren und äußeren Reinheit zeigt, dass letztere notwendig aus ersterer folge, nicht umgekehrt. Wo er von der Nächstenliebe spricht, macht er einen solchen Unterschied nicht, sondern geht darüber hinweg. Der Grund ist der gleiche: die Zeit war noch nicht gekommen, die gesetzlichen Vorschriften ausdrücklich und S. d1045 offen aufzuheben. Wo er aber von den körperlichen Reinigungen spricht, deutet er schon klarer ihre Aufhebung an. So sagt er vom Almosen: "Dieses hättet ihr tun und jenes nicht unterlassen sollen.“ Nicht so hinsichtlich der Reinigungen, sondern:

V. 25: "Ihr reiniget die Außenseite des Bechers und der Schüssel, innen aber ist alles voll Raub und Unlauterkeit.

V. 26: Reinige das Innere des Bechers, damit auch die Außenseite rein werde."

Er wählte zum Gleichnis eine allbekannte und gewöhnliche Sache: Becher und Schüssel.

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